Informatik an der ETH Zürich: 1947 bis heute

Welches war der erste Computer an der ETH Zürich? Seit wann haben ETH-Studierende ein E-Mail-Konto? Wer gründete das Departement Informatik? Die Zeitachse erstreckt sich von 1947 bis 2021 und zeigt die wichtigsten Ereignisse, die zur Gründung des D-INFK 1981 geführt und seine Entwicklung seither beeinflusst haben. Parallel dazu listet sie einige bedeutende Meilensteine der Informatik und der Informationstechnologie.

Diese Zeitachse wurde ursprünglich in Visionen 04/2021 veröffentlicht, dem Magazin des Vereins der Informatikstudienrenden (VIS).

Meilensteine an der ETH Zürich

Meileinsteine anderenorts

The first working transistor
Der erste funktionierende Transistor. Foto: Windell Oskay, Creative Commons

1947

John Bardeen, Walter Brattain und William Shockley entwickeln den ersten funktionierenden Bipolartransistor in den Bell Laboratories.

1948

Eduard Stiefel gründet das Institut für Angewandte Mathematik.

Professor Eduard Stiefel
Professor Eduard Stiefel. Foto: ETH-Bibliothek

1950

1950: Eduard Stiefel mietet die Zuse Z4 für das Institut, einen Relaisrechner, den Konrad Zuse in Deutschland entwickelt hatte. Die Vermietung macht Zuse Z4 zum ersten kommerziellen Computer der Welt. Der Rechner bleibt für vier Jahre an der ETH Zürich.

Zuse Z4
Eduard Stiefels Assistenten, Heinz Rutishauser (links) und Ambros Speiser, neben den über 2000 Relais der Zuse Z4. Foto: ETH-Bibliothek
Statue von Alan Turing
Statue von Alan Turing. Foto: Antoine Taveneaux, Creative Commons

1950

Jule Charney und John von Neumann erstellen die erste Wettervorhersage am Computer.

Alan Turing formuliert den Turing-Test für künstliche Intelligenz.

1952

Als erste kontinentaleuropäische Hochschule bietet ETH Zürich einen Kurs über «Programmierung mit Übungen am Rechengerät» an.

 

 

1954

IBM entwickelt Fortran I, die erste höhere Programmiersprache, die eine weite Verbreitung finden würde.

1956

Eduard Stiefel, Heinz Rutishauser und Ambros Speiser schliessen den Bau der ERMETH (Elektronische Rechenmaschine der ETH) ab. Der Digitalrechner ist mit über 1500 Elektronenröhren ausgestattet und bleibt bis 1963 im Einsatz. Heute ist die ERMETH im Museum für Kommunikation in Bern ausgestellt.

Die ERMETH (Elektronische Rechenmaschine der ETH)
Die ERMETH (Elektronische Rechenmaschine der ETH). Foto: ETH-Bibliothek
Edsger W. Dijkstra
Edsger W. Dijkstra an der ETH Zürich 1994. Foto: Andreas F. Borchert, Creative Commons

1956

Edsger Dijkstra erfindet seinen Algorithmus für den kürzesten Pfad, der heute in jedem Internetrouter zu finden ist.

 

 

1957

Mit der Gründung der Fairchild Semiconductor in Santa Clara, Kalifornien, beginnt die Entwicklung des Silicon Valley zum weltweit führenden Zentrum für Fortschritt und Unternehmertum im Bereich der Computertechnologie.

1958

Eine internationale Konferenz in Zürich verabschiedet den ersten Bericht einer neuen universellen Programmiersprache namens Algol (ALGOrithmic Language), um der Dominanz von Fortran entgegenzuhalten. Heinz Rutishauser war direkt in ihre Entwicklung involviert.

   

 

 

1959

Der Begriff «Computer Sciences» wird zum ersten Mal erwähnt in einer Rede von Louis Fein an der Western Joint Computer Conference.

Sir Tony Hoare
Sir Tony Hoare im Jahr 2011. Foto: Rama, Creative Commons

1960

Tony Hoare entwickelt den Quicksort-Algorithmus.

1964

ETH Zürich kauft erstmals einen Computer, eine CDC 1604A. Der Rechner ist 400 Mal schneller als ERMETH und kann sowohl in Fortran als auch in Algol programmiert werden.

 

 

1965

Gordon Moore veröffentlicht das mooresche Gesetz.

1965

Als Doktorand bei Eduard Stiefel berechnet Carl August Zehnder sämtliche Prüfungspläne der ETH Zürich auf dem Computer – zum ersten Mal in der Geschichte der Hochschule.

Zum Videointerview mit Carl August Zehnder

Prof. em. Carl August Zehnder.
Prof. em. Carl August Zehnder. Foto: Charly Rappo, ETH Zürich

1968

Heinz Rutishauser, Peter Läuchli und Niklaus Wirth gründen die Fachgruppe für Computerwissenschaften. Carl August Zehnder kommt 1970 hinzu.

Dennis Ritchie and Ken Thompson
Dennis Ritchie, Ken Thompson und ihr Team bei Bell Labs entwickelten 1969 das Betriebssystem Unix. Foto: Peter Hamer, Creative Commons

1969

Die Entwicklung des Betriebssystems Unix beginnt in den Bell Labs unter der Leitung von Ken Thompson und Dennis Ritchie. Sein Open-Source-Klon Linux erreicht in den frühen 2000er Jahren eine grosse Beliebtheit.

1970

Das neue RZ-Gebäude (Rechenzentrum) der ETH Zürich wird eröffnet. Es beherbergt das ebenfalls neue Computersystem CDC 6400/6500.

Die Newssendung Antenne berichtete 1970 über die CDC 6400/6500

Die CDC 6400/6500 wird im neuen Rechenzentrum (RZ) an der Clausiusstrasse 55 installiert
Die CDC 6400/6500 wird im neuen Rechenzentrum (RZ) an der Clausiusstrasse 55 installiert. Foto: ETH-Bibliothek

1970

Niklaus Wirth entwickelt die Programmiersprache Pascal, ein Nachfolger für Algol, welche weit verbreitet werden würde.

Mehr zu Pascal

Niklaus Wirth. Photo: ETH Library
Niklaus Wirth 1969. Foto: ETH-Bibliothek
Intel 4004 microprocessor. Photo: Thomas Nguyen
Der 4-Bit Intel 4004 war der erste kommerziell produzierte Mikroprozessor. Er kam 1971 auf den Markt. Foto: Thomas Nguyen, Creative Commons

1971

Die ersten Mikroprozessoren kommen auf den Markt.

Xerox Alto. Foto: Public domain
Xerox Alto war der erste Personal Computer, der mit einer grafischen Benutzeroberfläche ausgestattet war. Er war die Inspiration für die von Niklaus Wirth entwickelte Workstation Lilith. Foto: gemeinfrei

1973

Die Computer Science Laboratory am Xerox PARC (Palo Alto Research Center) entwickelt Alto, eine PC-Workstation mit der ersten graphischen Benutzeroberfläche samt Fenstern, Icons und Menüs. Das erste kommerziell erhältliche Gerät mit einer solchen Oberfläche ist der Macintosh, der erst 1984 auf den Markt kommt.

1974

Die Fachgruppe für Computerwissenschaften erhält einen offiziellen Status und wird zum Institut für Informatik umgetauft.

 

 

1976

Die asymmetrische Kryptographie kommt erstmals an die Öffentlichkeit in einem mittlerweile berühmten Artikel von Whitfield Diffie und Martin Hellman.

Apple II mit Zubehör. Foto: FozzTexx, Creative Commons
Der Apple II hatte ein Farbdisplay und kam mit zwei Game Paddles und einem Kassettenanschluss für zusätzlichen Speicher. Foto: FozzTexx, Creative Commons

1977

Der Apple II, einer der ersten kommerziell hocherfolgreichen Personal Computer, kommt auf den Markt.

1978

Niklaus Wirth und Richard Ohran entwickeln den Personal Computer Lilith, der auf dem Xerox Alto basiert und über einen hochaufgelösten grafikfähigen Display sowie eine Maus verfügt.

SRF berichtete 1983 über Lilith

Carl August Zehnder (links) und Niklaus Wirth mit Lilith, 2006. Foto: Christian Beutler, NZZ
Carl August Zehnder (links) und Niklaus Wirth mit Lilith, 2006. Foto: Christian Beutler, NZZ

 

 

1978

Donald Knuth veröffentlicht das digitale Textsatzsystem TeX. Es erreicht eine grosse Beliebtheit in der Form von LaTeX, das in den frühen 1980er Jahren von Leslie Lamport entwickelt wird.

Von links: Rul Gunzenhäuser, Carl August Zehnder, ein Gast und Urs Hochstrasser bei der Vorstellung der neuen Abteilung im Audi Max. Foto: ETH-Bibliothek
Von links: Rul Gunzenhäuser, Carl August Zehnder, ein Gast und Urs Hochstrasser bei der Vorstellung der neuen Abteilung im Audi Max. Foto: ETH-Bibliothek

1981

Carl August Zehnder, Niklaus Wirth, Jürg Nievergelt und Peter Läuchli gründen die Abteilung für Informatik (Abteilung IIIC) und legen somit den Grundstein für das heutige D-INFK. Dies ist die erste Neugründung einer Abteilung an der ETH Zürich seit der Elektrotechnik 1935. Etwas mehr als 100 Studierende treten in den neuen Studiengang «Informatikingenieur» ein.

So wurde das D-INFK gegründet

 

 

1983

ARPANET und das Defense Data Network wechseln offiziell zum TCP/IP-Standard, was die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Computernetzwerkern ermöglicht und das Internet entstehen lässt.

1984

Niklaus Wirth erhält den Turing Award für die Entwicklung mehrerer innovativer Programmiersprachen, darunter auch Pascal.

Der VIS (Verein der Informatikstudierenden) wird gegründet.

Zum Interview mit dem ersten VIS-Präsidenten Fredi Schmid

Prof. em. Niklaus Wirth
Niklaus Wirth, hier mit seinem Computer Lilith, erhielt 1984 den ACM Turing Award, der auch als «Nobelpreis der Informatik» bezeichnet wird. Foto: Niklaus Wirth

 

 

1985

Die allererste .com-Domain (Symbolics.com) wird registriert.

 

 

1987

Die .ch-Domain wird ins Domain Name System eingetragen. ethz.ch ist einer der ersten .ch-Domainnamen.

1988

Niklaus Wirth und Jürg Gutknecht stellen die Programmiersprache und das Betriebssystem Oberon vor.

ETH Zürich kauft den Supercomputer Cray X-MP/28. Heute dient seine unverkennbare gelbe Prozessoreneinheit als Sitzgelegenheit im CAB-Gebäude.

Mensch, Technik, Wissenschaft berichtete 1988 über den Cray-Supercomputer und sprach mit Carl August Zehnder

Der Supercomputer Cray X-MP/28 wird im Rechenzentrum installiert. Foto: ETH-Bibliothek
Der Supercomputer Cray X-MP/28 wird im Rechenzentrum installiert. Foto: ETH-Bibliothek

1988

Das Gebäude IFW, direkt neben dem RZ, wird eröffnet. Es dient als das neue Zuhause der Informatik an der ETH Zürich.

Eröffnung des neuen Informatikgebäudes IFW. Foto: ETH-Bibliothek
Professor Carl August Zehnder (rechts) bei der Eröffnung des neuen Informatikgebäudes IFW. Foto: ETH-Bibliothek

1989

Auf gewissen Druck von Walter Gander und anderen Forschenden erhält die ETH Zürich einen Internetanschluss.

Zum Videointerview mit Walter Gander

Prof. em. Walter Gander. Photo: Pauline Lüthi for D-INFK
Professor emeritus Walter Gander, hier im Dozentenfoyer 2021, war einer derjenigen Forschenden, die sich für einen Internetanschluss für die ETH einsetzten. Foto: Pauline Lüthi für D-INFK
Der erste Webserver der Welt. Foto: Robert Scoble, Creative Commons
Der erste Webserver der Welt: Tim Berners-Lee nutzte diese NeXT-Workstation als den allerersten Server, als er 1990 das World Wide Web am CERN erschuf. Foto: Robert Scoble, Creative Commons

1990

Tim Berners-Lee erschafft am CERN in Genf das World Wide Web, welches 1993 dank Marc Andreessens Mosaic-Webbrowser bekannt wird.

1991

Studierende der ETH Zürich erhalten erstmals E-Mail-Konten, was erneut Walter Gander zu verdanken ist.

Zum Blogbeitrag über die Anfänge von Internet und E-Mail an der ETH Zürich

Vergrösserte Ansicht: Dieser Screenshot zeigt das Routing einer E-Mail von der ETH nach Stanford über CERN und Berkeley in 1987. Bild: Walter Gander
Dieser Screenshot zeigt das Routing einer E-Mail von der ETH nach Stanford über CERN und Berkeley in 1987. Bild: Walter Gander

1993

«Frauenförderung» wird gegründet, eine Studierendenorganisation, die Frauen in der Informatik unterstützt. Heute ist sie als CSNOW (Network of Women in Computer Science) bekannt.

 

 

1995

Sun Microsystems veröffentlicht die Programmiersprache Java, die von James Gosling entwickelt wurde.

IBM Deep Blue Computer. Foto: Pedro Villavicencio, Creative Commons
Deep Blue von IBM gewann als erster Computer ein Schachspiel gegen einen amtierenden Schachweltmeister. Foto: Pedro Villavicencio, Creative Commons

1997

Der amtierende Schachweltmeister Garry Kasparov verliert gegen den IBM-Schachcomputer Deep Blue.

 

 

1998

Larry Page und Sergey Brin gründen Google.

2000

Das D-INFK umfasst 19 Professorinnen und Professoren.

2000

Die Dotcom-Blase platzt, was einen deutlichen, aber kurzlebigen Rückgang bei den Zahlen der Informatikstudierenden am D-INFK verursacht.

Screenshot der Wikipedia-Startseite am 20. December 2001. Foto: Wikipedia users, Creative Commons
Screenshot der Wikipedia-Startseite am 20. December 2001, fast ein Jahr nach deren Gründung im Januar 2001. Foto: Wikipedia users, Creative Commons

2001

Wikipedia wird ins Leben gerufen.

2003

Der Informatikstudiengang wird an das Bologna-Abkommen angepasst. Die heutigen Bachelor- und Masterabschlüsse ersetzen das fünfjährige Ingenieurdiplom.

 

 

2005

YouTube wird gegründet.

2005

D-INFK beginnt den Umzug aus dem IFW-Gebäude an seinen heutigen Hauptstandort, das CAB.

CAB building. Photo: Sandra Herkle for D-INFK
Das Gebäude CAB an der Universitätstrasse 6 ist der heutige Hauptstandort des Departements Informatik. Foto: Sandra Herkle für D-INFK
Steve Jobs. Foto: Blake Patterson and Arnold Kim, Creative Commons
Steve Jobs stellt an der Macworld Conference & Expo in San Francisco, Kalifornien, das erste iPhone vor. Foto: Blake Patterson and Arnold Kim, Creative Commons

2007

Apple bringt das erste iPhone auf den Markt.

2010

externe Seite DisneyResearch|Studios in Zürich wird eröffnet. Es ist das erste und einzige Forschungslabor, welches die Walt Disney Company an einer Hochschule in Kontinentaleuropa betreibt.

Professor Markus Gross. Foto: ETH Zürich/Philippe Hollenstein
Professor Markus Gross bei der Eröffnung von DisneyResearch|Studios in Zürich, das er bis heute leitet. Foto: ETH Zürich/Philippe Hollenstein

2013

Das D-INFK umfasst nun 30 Professorinnen und Professoren.

2017

D-INFK führt ein neues Masterstudium in Data Science ein.

2019

D-INFK führt ein neues Masterstudium in Cyber Security ein.

Broschüren für die Masterstudiengänge Data Science und Cyber Security
Zwischen 2017 und 2019 führt das D-INFK zwei neue Masterstudiengänge ein, Data Science und Cyber Security. Foto: D-INFK
D-INFK 40th anniversary logos

2021

D-INFK feiert sein 40. Jubiläum. Über 800 neue Bachelor- und Masterstudierende beginnen im Herbstsemester ihr Studium. Mehr als 40 Professorinnen und Professoren lehren und forschen am Departement.

40 Jahre D-​INFK

1981 wurde der Studiengang Informatik an der ETH Zürich eingeführt. Gleichzeitig wurde die Abteilung IIIC gegründet, der Grundstein für das heutige Departement Informatik. Im Rahmen des 40-​jährigen Jubiläums stellen wir Menschen und Geschichten vor, die das Departement während der letzten vier Jahrzehnte geprägt haben.

Jubiläumswebsite

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert