Daniel Schenker: «Die Begeisterung für das Fach stand immer zuoberst»

Daniel Schenker schloss sein Informatikstudium an der ETH Zürich 1988 ab. Dann machte er sein Hobby zum Beruf und umgekehrt: Heute ist er Jazzmusiker und Musikdozent, programmiert aber gerne in der Freizeit.

Daniel Schenker spielt Trompete
Nach seinem Informatikstudium machte Daniel Schenker eine erfolgreiche Karriere als Berfusmusiker, Dozent an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und Co-Leiter des Zurich Jazz Orchestra.

Daniel Schenker, warum haben Sie sich damals für ein Informatikstudium an der ETH Zürich entschieden?
Ich hatte schon immer Interesse am Programmieren und an den MINT-Fächern gehabt. Die ETH war mit ihrem exzellenten Ruf, dem zentralen Standort in Zürich und den hoch angesehenen Informatikprofessoren wie Niklaus Wirth und Carl August Zehnder eine naheliegende Wahl.

Heute sind Sie erfolgreicher Berufsmusiker und ZHdK-Dozent. Haben Sie jemals in der Informatik gearbeitet?
Ja, nach dem Studium arbeitete ich drei Jahre lang bei der Zürich Versicherungs-Gesellschaft. Zu zweit entwickelten wir Software für den Aussendienst auf den ersten in der Schweiz erhältlichen Laptops. Mit 29 beschloss ich jedoch, der Musik eine Chance zu geben. Ich absolvierte ein dreijähriges Musikstudium und gab mir fünf Jahre Probezeit. Es klappte.

Haben Sie der Informatik komplett den Rücken zugekehrt?
Ich habe mich nicht gegen die Informatik entschieden, sondern für die Musik. Aus dem Hobby wurde ein Beruf – und umgekehrt. Mein Interesse an der Informatik ist geblieben, ab und zu programmiere ich heute noch. Zurzeit arbeite ich mit meinem siebzehnjährigen Sohn Elia an der Gehörbildungsapp «ET – Ear Trainer».

Welche Momente aus dem Studium sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Ich war sehr beeindruckt vom Rechner Lilith, der an der ETH entwickelt wurde. Er war die Realisation einer Vision: Der Prozessorbefehlssatz wurde auf den Modula-Compiler abgestimmt, was einen äusserst kompakten Code möglich machte. Unsere Übungsplätze hatten damals jedoch schon Apple-II-Computer. Ich erinnere mich auch noch gut an meine erste Vorlesung im Herbst 1983: Im Saal sassen 150 Männer und drei Frauen.

Was war Ihre Lieblingsvorlesung?
Ich mochte die Vorlesungen von Jürg Nievergelt mit seinen spielerischen Gedankenexperimenten sowie diejenigen von Niklaus Wirth, der sehr sympathisch und schweizerisch bescheiden war. Didaktisch deckten sich viele Erkenntnisse mit dem Manifest von Fischli/Weiss: «Say it simple», «Smile». Der Code auf der Wandtafel durfte auch mal Fehler enthalten. Auch die Analysisvorlesungen bei Guido Mislin schätzte ich, sie waren kurzweilig und von einem guten Skript begleitet. Komplett überfordert war ich hingegen in linearer Algebra und auch in Physik. Da repetierten wir in den ersten drei Wochen den Mittelschulstoff, in der vierten war die Relativitätstheorie dran, und ab der fünften ging es schon um Operatoren.

Was haben Sie aus Ihrem Studium mitgenommen?
Das Ausbildungsklima war entspannt, fokussiert und im Grundsatz humanistisch, obwohl die Vordiplomprüfungen natürlich streng waren. Die Begeisterung für das Fach stand immer zuoberst und war an vielen Instituten spürbar. Da der Speicher damals noch teuer und daher ständig knapp war, wurde der Fokus häufig auf Algorithmik gelegt. Diese Art von Optimierungsprogrammieren hat mich geprägt. Ausserdem habe ich bis heute ein paar private Freundschaften behalten. Die Sozialkontakte waren für das Studium elementar: Wir tauschten uns aus, lernten gemeinsam und suchten Ausgleich im damaligen «Culmann Corner».

40 Jahre D-INFK

1981 wurde der Studiengang Informatik an der ETH Zürich eingeführt. Gleichzeitig wurde die Abteilung IIIC gegründet, der Grundstein für das heutige Departement Informatik. Im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums stellen wir Alumnae und Alumni vor, die in den letzten vier Jahrzehnten ihr Wissen und ihre Fähigkeiten von der ETH Zürich in die Welt getragen haben.

Jubiläumswebsite

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