Remo Gisi: «Das Gleitschirmfliegen ist sehr algorithmisch»
Remo Gisi studierte von 2005 bis 2012 Informatik an der ETH Zürich und gründete einige Jahre später das Spin-off Tastelab, das sich in der Schnittmenge von Food, Science und Sustainability bewegt. Sein Informatikwissen hilft ihm auch bei Aufgaben und Hobbies, die nichts mit Programmieren zu tun haben.
Remo Gisi, warum haben Sie sich für ein Informatikstudium an der ETH Zürich entschieden?
Ich interessierte mich für Algorithmik und logisches, analytisches Denken sowie für Computer und Software.
Welches war Ihre Lieblingsvorlesung?
Theoretische Informatik und Komplexitätstheorie mochte ich besonders. Beide Vorlesungen waren bei Prof. Juraj Hromkovic. Er verstand es, uns die philosophische Dimension der Informatik aufzuzeigen. Seine – und wohl auch meine – Augen leuchteten, wenn Begriffe der Informatik auf «Life, the Universe and Everything» anwendbar wurden.
Was schätzen Sie besonders an der Informatik?
Es fasziniert mich, dass man mit wenig Ressourcen viel erschaffen und sehr viele Leute erreichen kann.
Was haben Sie nach dem Studium gemacht?
Schon während des Studiums arbeitete ich ein Jahr lang selbstständig als IT-Recruiter. Dadurch lernte ich viele IT-Arbeitgeber und deren Kultur kennen. Nach dem Studium war ich für ein Jahr Forschungsassistent an der FHNW, wo ich Spitzentechnologien in den Bereichen funktionale Programmierung und Graphdatenbanken anwenden durfte. Danach arbeitete ich als Softwareentwickler, Berater und Projektleiter bei der Ategra AG in Zürich, einer unglaublich spannenden Firma. 2016 gründete ich das ETH-Spin-off Tastelab, das sich in der Schnittmenge von Food, Science und Sustainability bewegt.
Arbeiten Sie heute noch in der Informatik?
Teilweise: Ich arbeite temporär als Softwareentwickler in der Firma eines Freundes und kreiere unsere eigenen Koch-Apps für Tastelab. Ansonsten bin ich bei Tastelab auch Eventorganisator, Caterer, Berater, Künstler, Referent – ein weites Spektrum an Aufgaben.
Was haben Sie von der ETH Zürich mitgenommen?
Für meine Arbeit in der Food- und Eventbranche ist das Informatikstudium nützlicher, als man glaubt. Oft geht es um Organisation, Kommunikation und klare Strukturen. Ich erinnere mich daran, wie ich für die Planung eines Abendservices in unserem Pop-up-Restaurant einen Protokollablauf gezeichnet habe – halt nicht mit Server, Proxyserver und Client, sondern mit Koch, Serviceperson und Gast. Ausserdem habe ich in meiner Tätigkeit beim Verein der Informatikstudierenden (VIS) und beim Dachverband VSETH prägende Erfahrungen gesammelt: Veranstaltungen mit bis zu 6000 Gästen mitorganisiert, inklusive Catering und Barbetrieb.
Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Mitstudierenden und zur ETH Zürich?
Ich habe im Studium viele Freundschaften geschlossen. Auch meine heutigen Geschäftspartner, Susanne Tobler und Raffaele Sandrini, habe ich an der ETH kennengelernt. Mit Tastelab bin ich oft an der ETH, weil wir hier viele Auftraggeber und Partner haben. Deshalb fühle ich mich hier immer wie zu Hause.
Was machen Sie in der Freizeit?
Ich bin in meiner Freizeit «seriell monosportiv»: Während des Studiums kletterte ich einige Jahre lang, danach war es das Segeln. Seit acht Jahren bin ich intensiv am Gleitschirmfliegen. Bei all diesen Sportarten finden sich auffallend viele Informatiker und Ingenieurinnen. Insbesondere das Gleitschirmfliegen empfinde ich als sehr «algorithmisch». Während meiner Streckenflüge löse ich konstant Optimierungsaufgaben: «Wie steige ich hier am schnellsten?», «Wie viel muss ich steigen, um möglichst effizient vorwärtszukommen?» und so weiter. Vermutlich gefällt das uns Ingenieuren einfach besonders gut.
Was wünschen Sie dem Departement Informatik zum 40. Geburtstag?
Ich wünsche dem Departement, dass es weiterhin in einem guten Tempo wachsen kann, denn wir brauchen mehr gute Informatiker:innen. Und dass es weiterhin strategisch und unabhängig in die Zukunft schauen und sich auf die konzeptuell wichtigen, zukunftsweisenden Themen fokussieren kann.
40 Jahre D-INFK
1981 wurde der Studiengang Informatik an der ETH Zürich eingeführt. Gleichzeitig wurde die Abteilung IIIC gegründet, der Grundstein für das heutige Departement Informatik. Im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums stellen wir Alumnae und Alumni vor, die in den letzten vier Jahrzehnten ihr Wissen und ihre Fähigkeiten von der ETH Zürich in die Welt getragen haben.
Jubiläumswebsite