«Ich sah mich immer als Ingenieur» - Teil 1/3

Prof. em. Niklaus Wirth entwickelte 1970 die Programmiersprache Pascal und wurde damit weltberühmt. In diesem Gespräch mit Prof. em. Friedemann Mattern spricht Wirth über die Anfänge der Informatik und wie er diese tiefgreifend mitgestaltet hat.

Videoreihe: Teil 1/3

Turing-Award-Gewinner, Pionier und Vater von Pascal: Prof. em. Niklaus Wirths Errungenschaften und Leistungen im Bereich Informatik reichen weit. Sein Beitrag zur Entwicklung von Programmiersprachen ist jedoch nicht auf Pascal beschränkt, sondern beginnt damit erst.

Im ersten Teil dieses Videos spricht Niklaus Wirth mit Prof. em. Friedemann Mattern, ehemaligem Professor am Institut für Intelligente interaktive Systeme, im Dozentenfoyer hoch über den Dächern von Zürich. Sie besprechen die Anfänge der Informatik und analysieren kritisch, wie Niklaus Wirth mit seiner Arbeit und Leidenschaft nicht nur die Gründung des Departements und Studienganges Informatik vorantrieb, sondern auch einen entscheidenden Beitrag zur Informatikentwicklung weltweit leistete. Noch heute sind seine Errungenschaften von grosser Bedeutung und haben die Weltanschauung mehrerer Generationen von Programmier:innen entscheidend mitgeprägt.

In diesem Videogespräch werden wir zu Niklaus Wirths Anfängen zurückgeführt: Seine Begeisterung für Technik manifestierte sich schon in der Kindheit, wo er sich intensiv mit Flugzeugbau auseinandersetzte und sogar schon erste Radiogeräte und Verstärker baute. Die Leidenschaft führte ihn an die ETH Zürich. Er absolvierte sein Studium im Bereich Elektrotechnik, ging anschliessend nach Kanada, um seinen Master zu erlangen, und dann nach UC Berkeley, wo er schliesslich in den Bereich der Software rutschte und erstmals in Kontakt mit Computern, Programmiersprachen und Compilern kam. Berkeley öffnete Niklaus Wirth nicht nur Türen im Forschungsbereich, sondern bot ihm auch die Möglichkeit, wichtige Personen aus dem Gebiet kennenzulernen: Edsger W. Dijkstra, Tony Hoare, Harry Douglas Huskey und Adriaan van Wijngaarden. Aus diesen Kontakten entstanden einerseits fruchtbare Forschungsverbindungen und andererseits auch echte Freundschaften.

Das berühmteste Werk von Niklaus Wirth ist Pascal, dessen Hauptvorteil in der Einfachheit und Eleganz liegt: Die Sprache basiert auf den klaren Prinzipien der strukturellen Programmierung, die von Dijkstra formuliert wurden, auf einer mathematischen Basis, die von Hoare festgelegt wurde und auf der architektonischen Umsetzung der Algol-W-Ideen durch Niklaus Wirth.

Niklaus Wirth schenkt uns in diesem Gespräch spannende Einblicke in seinen Werdegang, erzählt lustige Anekdoten, die bis jetzt noch verschwiegen blieben und positioniert sich in seiner Rolle als treibende Kraft der Informatikentwicklung.

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Teil 1/3:Niklaus Wirth im Gespräch mit Friedemann Mattern (DE Untertitel), 40 Jahre D-​INFK

Niklaus Wirth war von 1968 bis 1999 Professor an der ETH Zürich. Er war eine führende Kraft in der Etablierung des Departements und des Studiengangs Informatik. Sein Diplom als Elektroingenieur erwarb er an der ETH Zürich, gefolgt vom Master’s Degree von der Universität Laval in Kanada 1960. 1963 promovierte er an der University of California in Berkeley bei Harry Huskey über die Verallgemeinerung der Programmiersprache Algol 60. Nach Assistenzprofessuren an der Stanford University und der Universität Zürich kehrte er 1968 zunächst als Professor für Computerwissenschaften an die ETH zurück, wo er bis 1999 als Professor für Informatik lehrte und forschte. In den Jahren 1976 bis 1977 sowie 1984 bis 1985 erfolgten Studienaufenthalte im Palo Alto Research Center (PARC) von Xerox.

Während 31 Jahren entwickelte Niklaus Wirth an der ETH Zürich neue Programmiersprachen (Euler, PL360, Algol W, Pascal, Modula, Modula 2, Oberon, LoLa), baute die ersten Personal Computer (PC) der Schweiz, bildete eine erste Generation von Schweizer Informatiker:innen aus und schrieb mehrere weltweit übersetzte Standardwerke. Er erhielt zahlreiche Ehrungen, unter anderem im Jahr 1984 den renommierten ACM Turing Award als erster und bisher einziger deutschsprachiger Informatiker, sowie 1988 den IEEE Computer Pioneer Award.

Friedemann Mattern war ordentlicher Professor am Departement Informatik von 1999 bis 2020. Er leitete die Distributed Systems Group und etablierte Ubiquitous Computing als Forschungsgebiet an der ETH Zürich. Von 2010 bis 2013 war er Departementsvorsteher. Am Departement Informatik unterrichtete Mattern Kurse zu verteilten Systemen und Algorithmen, Netzwerken, Ubiquitous Computing und Smart Energy. Seine Vorlesung Informatik II für Elektroingenieur:innen war Teil der Initiative «Critical Thinking ETH», die den interdisziplinären Austausch, kritisches Denken und verantwortungsvolles Handeln fördert. 

Friedemann Mattern ist Redaktionsmitglied mehrerer wissenschaftlicher Fachzeitschriften und hat über 180 Forschungsartikel veröffentlicht. Ausserdem ist er Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien wie der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina) und von acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften.

Erwähnungen aus dem Video

40 Jahre D-INFK  

Das Departement und der Studiengang Informatik der ETH Zürich feiern dieses Jahr ihr vierzigstes Jubiläum. Anlässlich dessen entstand eine Interviewserie mit ehemaligen Professoren des Departements, welche führende Kräfte in der Gründung und Entwicklung vom D-INFK waren.

Jubiläumswebsite

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