150 Interessierte bestaunen die Rechenmaschine ERMETH

Nach zwei Jahren Zwischenlagerung an der ETH trat der in den 50er Jahren an der ETH entwickelte Riesen-​Rechner ERMETH, am 29. November seine Reise als Dauerleihgabe ins Museum für Kommunikation in Bern an. Rund 150 Departementsangehörige und Informatik-​Studierende nutzten die Gelegenheit, die ERMETH aus nächster Nähe zu betrachten.

Monstrum aus 20 Teilen

Prof. em. Carl August Zehnder, der Ende der 50er Jahre selbst an der ERMETH programmiert hatte, stellte den Anwesenden das sperrige Ungetüm, das aus etwa 20 Teilen besteht, vor dem Transport nach Bern in der IFW-Garage vor. Unter den Teilen befinden sich ein Bedienungspult mit roten, grünen und weissen Lämpchen, mehrere fast drei Meter hohe Geräteschränke mit 1'500 Elektronenröhren sowie ein Arbeitsspeicher in Form einer Trommel von 1.5 Tonnen Gewicht. Als einziges Ausgabemedium diente eine Schreibmaschine, die jedoch nur Zahlenreihen ausspuckte. "Wundern Sie sich nicht, dass alle Beschriftungen auf Deutsch sind, das war in der damaligen Zeit so", schmunzelt Zehnder, "ERMETH bedeutet übrigens nichts anderes als "Elektronische Rechenmaschine ETH"".

Rechenleistung für die gesamte ETH

Zehnder ging desweiteren auf die historische Entwicklung der Rechner an der ETH ein: Mit der Z4 von Konrad Zuse aus den 50er Jahren und dann der ERMETH, die von 1954 bis 1957 an der ETH gebaut wurde, stellte das damalige Institut für Angewandte Mathematik der gesamten ETH Zürich Rechenleistung zur Verfügung. 1964 kaufte die ETH dann erstmals einen industriell gefertigten Computer, die CDC 1604A. Die ERMETH war 100 Mal schneller als ihr Vorgänger Z4, die CDC 1604A sogar 400 Mal schneller als die ERMETH.

Fehleranfällig und gefrässig

Auch einige Informatik-Pioniere waren vor Ort, beispielsweise der den Bau der ERMETH leitende Ingenieur Alfred Schai und der spätere Professor Peter Läuchli. Elektroingenieur Hans Ammann war von 1959 bis 1963 für die Wartung des Rechners zuständig: "Die damalige Technologie war extrem fehleranfällig. Wir mussten Tag und Nacht antreten, um Ausfälle zu beheben. Ab fünf Uhr morgens wurde die Maschine bereits getestet und aufgewärmt", erinnert sich Ammann. "Das waren wirklich ganz andere Zeiten damals, und niemand konnte die Entwicklung der Informatik vorhersehen", sagt er mit einer gewissen Rührung in der Stimme. Der hohe Stromverbrauch der ERMETH erwies sich als weitere Hürde. Wenn morgens die Tramlinien in Betrieb genommen wurden, konnte es zu Störungen kommen.

Ein neues Heim in Bern

Am Schluss durfte Frau Beatrice Tobler vom Museum für Kommunikation in Bern die ERMETH zu treuen Händen als Dauerleihgabe übernehmen. Nachdem sie 1964 ausgedient hatte, war die ERMETH später lange Zeit im Technorama in Winterthur ausgestellt gewesen, bis man sie auch dort nicht mehr wollte und schliesslich an die ETH zurückgab, wo sie zwischengelagert wurde im Hinblick auf eine geeignete Aufstellung. Nun bekommt die ERMETH einen Ehrenplatz in einer zweigeschossigen Ausstellung des Museums zur Entwicklung der Informatik, wo sie vermutlich wieder einige Jahrzehnte lang die Besucher an die erstaunlichen, wenn auch mühsamen Anfänge der Informatik erinnern wird.

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