Die ETH-Nomadin
16.06.2020 | Anna Ettlin
25 Jahre lang war Marianna Berger in unterschiedlichen administrativen Positionen an der ETH Zürich, insbesondere auch am D-INFK, tätig. Bevor sie Ende Juni in Pension geht, blickt sie auf ihre abwechslungsreiche Laufbahn an der Hochschule zurück.
Wenn Marianna Berger Ende Juni 2020 in den Ruhestand tritt, nimmt sie viele Erinnerungen mit. Sie hat 25 Jahre lang an der ETH Zürich gearbeitet, in verschiedensten administrativen Tätigkeiten bei zahlreichen Departementen, Abteilungen und Professuren. Was mit einer 30-Prozent-Stelle bei der Hochschulkommunikation begann, endet mit einer Vollzeitanstellung als administrative Assistentin für vier Professuren am Departement Informatik. «Ich bin eine ETH-Nomadin», scherzt Berger.
Ihre ETH-Reise begann 1995. Berger arbeitete als selbständige Körpertherapeutin für Akupressur, als sie von der ETH Zürich angefragt wurde, die Redaktion des Veranstaltungskalenders der Hochschule zu übernehmen. Bereits zuvor hatte die damals 39-Jährige einzelne Aufträge der ETH Zürich angenommen, etwa Stellvertretungen oder Protokollführung. Berger, die eine kaufmännische Ausbildung sowie ein Werbeassistenz-Diplom hatte, war mit administrativer Arbeit vertraut. «Ich nahm die Stelle als Ausgleich zur therapeutischen Tätigkeit an», erinnert sie sich.
«Ich möchte all meinen Vorgesetzten und dem Departement für die grosse Unterstützung danken.»Marianna Berger
Bis 2001 blieb Berger bei der Hochschulkommunikation, wo sie auch bei der Neuentwicklung des «Who is who» sowie beim Eventmanagement mitgearbeitet hat. Hier kam sie erstmals mit dem Departement Informatik in Berührung, bei der Organisation von Ausstellungen an der Computermesse Orbit in Basel. Doch bevor die ETH-Nomadin ihren Weg zum D-INFK finden sollte, würden noch ein paar Jahre vergehen. In dieser Zeit organisierte Berger wissenschaftliche Seminare für das Congressi Stefano Franscini auf dem Monte Verità in Ascona und genoss die häufigen Reisen ins Tessin. «Das war eine schöne Zeit», sagt sie. «Die ETH hat mir sogar einen Italienischkurs in Italien finanziert.»
2004 folgte ein Wechsel ans Departement GESS, als administrative Assistentin der Professur für Psychologie und Verhaltensimmunbiologie. Die zahlreichen Stellenwechsel veranlasste Berger nicht selbst: «Für viele meiner Einsätze wurde ich von HR angefragt, so auch für diesen», sagt sie. «Das war ein sehr spannender Forschungsbereich. Damals machte man unter anderem MRI-Aufnahmen, um zu sehen, was beispielweise bei sexuellem Verhalten im Gehirn passiert.»
Von der Psychologie in die Informatik
2007 wurde die Professur aufgelöst. Berger blieb administrative Assistentin, wechselte aber in die Gruppe von Professor Peter Widmayer, der sich mit der theoretischen Informatik befasste. «Das war ein unglaublicher thematischer Sprung», lacht sie. «Aber wenigstens war der Umzug nicht weit: Beide Professuren waren im CAB angesiedelt.» Einmal am D-INFK angekommen, beschloss die ETH-Nomadin, zu bleiben – 13 Jahre lang.
Das Departement ist in dieser Zeit enorm gewachsen», sagt Berger. Zusätzlich zu Peter Widmayers Gruppe übernahm sie im Laufe der Jahre die administrative Assistenz für zahlreiche weitere Professuren. Heute, nach der Emeritierung Widmayers, sind dies noch die Gruppen von Olga Sorkine-Hornung, Stelian Coros und Christian Holz, sowie eine Vertretung bei Otmar Hilliges. «Administrative Assistenz an der ETH ist eine sehr vielseitige und interessante Tätigkeit», beschreibt Berger. «Gewisse Grundtätigkeiten sind für alle Professuren ähnlich, zum Beispiel Personal- und Gästeadministration, Kontrolle von Spesen- und Kreditkartenabrechnungen und Rechnungskontierungen, sowie Budgetkontrollen. Alles andere ist individuell und reicht von der Organisation von Konferenzen über das Managen der Gruppenwebsite bis hin zur administrativen Betreuung von SNF- und EU-Forschungsprojekten.»
Am liebsten organisierte Berger Konferenzen und Retreats. «Für die Gruppe Widmayer durfte ich zweimal im Jahr einen Retreat organisieren», erinnert sie sich. «Die Vorgaben waren: möglichst günstig, möglichst hoch in den Bergen und möglichst komfortabel. Ich hatte viel Freiraum, was sehr schön war.» Besonders gerne half sie auch beim Aufbau neuer Forschungsgruppen, zum Beispiel derjenigen von Christian Holz, der 2019 an die ETH berufen wurde.
Starker Zusammenhalt
«Es braucht eine gute Sozialkompetenz und Durchsetzungswillen, wenn man mit so vielen verschiedenen Menschen und ihren Anforderungen zu tun hat», räumt Berger ein. Ihre therapeutische Ausbildung und Erfahrung halfen ihr bei der Arbeit, zum Beispiel bei der Einarbeitung neuer Kolleginnen. Aber auch der Teamgeist der administrativen Assistentinnen und Assistenten am Departement Informatik sei immer eine grosse Stütze gewesen. «Der Zusammenhalt in der Administration des Departements ist sehr stark», sagt sie. «Ein grosses Dankeschön den Kolleginnen und Kollegen dafür.» Die gegenseitige Unterstützung ist für administratives Personal besonders wichtig. «Wir gehören einer Forschungsgruppe an, sind aber keine Forschenden», erklärt Berger. «Manchmal fühlt man sich da etwas isoliert.»
Nach 25 Jahren, 13 davon am Departement Informatik, beendet die Nomadin Ende Juni ihre Reise durch die ETH. «Abschiede sind immer auch ein wenig traurig», sagt Berger. Ihre Zeit an der ETH Zürich hat sie sehr geschätzt. «Die ETH ist eine sehr zuverlässige Arbeitgeberin. Man bekommt gute Arbeitsbedingungen und viel Freiraum, um seine Arbeitsabläufe zu gestalten», lobt sie. «In diesem Sinne möchte ich hier auch all meinen Vorgesetzten, dem Departement und allen Supportabteilungen der ETH für die grosse Unterstützung danken.»
So gerne sie ihre Arbeit aber auch mochte, freut sie sich auf einen neuen Lebensabschnitt mit mehr Freizeit – und weniger Kreditkartenabrechnungen. «Das war wohl der am wenigsten interessante Teil meiner Arbeit», schmunzelt sie.
Die Planung ihres Ruhestandes geht Berger ohne Zwang an. Zunächst will sie sich vermehrt wieder ihrer Praxis für Akupressur widmen, die sie über die Jahre an der ETH immer mehr reduziert hatte. Ansonsten freut sie sich darauf, Zeit mit ihrer Mutter zu verbringen und die Musse zu pflegen. Auch ein Kaffeekränzchen mit den ehemaligen Kolleginnen und Kollegen vom Departement darf nicht fehlen – sobald die Corona-Krise es zulässt. «Es ist eine merkwürdige Zeit, um in Pension zu gehen», gibt sie zu.