Studierende im Einsatz gegen Cyberbedrohungen

25.06.2020 | Gastbeitrag von Robin Staab

Die Cyber Group – ETH Student Initiative bereitet ETH-Studierende auf die Teilnahme an der Cyber 9/12 Strategy Challenge vor, bei der die Teilnehmenden auf ein realistisches Cyberangriff-Szenario reagieren müssen. Dabei brauchen sie nicht nur Informatikkenntnisse, sondern auch politisches Wissen und Redekunst.

Mitbegründer der Cyber Group in einem Zoom-Meeting
Cyber Group – ETH Student Initiative wurde 2019 von sieben ETH-Studierenden gegründet, die an der Cyber 9/12 Strategy Challenge teilgenommen hatten und anderen Studierenden mit Sponsorensuche und Vorberetung helfen wollten.

Was würdet ihr tun, wenn das europäische Energienetz angegriffen werden würde? Die bessere Frage ist vielleicht: Was könnt ihr tun? Auf welche Gesetze und Kräfte innerhalb der EU könnt ihr zählen? Die internationale Cyber 9/12 Strategy Challenge bittet Teams von vier Studierenden (und einem Coach), diese Fragen zu beantworten. In einem sich entwickelnden, fiktiven, aber realistischen Szenario haben sie die Aufgabe, praktische Antworten auf einen schwerwiegenden Cyberangriff auf Europa zu finden und zu präsentieren. Dementsprechend müssen alle Empfehlungen sowohl technisch fundiert als auch politisch sachkundig sein.

Wie in der realen Welt gibt es keine Gewissheit, keinen offensichtlichen «Bösewicht» und keine eindeutig richtige Entscheidung. Dennoch sind die Teams gefordert, klare Entscheide zu treffen und in dieser Grauzone zwischen Schwarz und Weiss zu unterscheiden. Am Ende jeder der drei Runden muss jedes Team seine Empfehlungen präsentieren und begründen. Sie werden von einer Expertenjury aus Industrie, öffentlichen Institutionen und Wissenschaft beurteilt. Zu dieser Beurteilung gehört auch eine Fragerunde, in der die Teams ihre Vorschläge verteidigen und etwaige unvorhergesehene Fragen beantworten müssen. Rednerische Fähigkeiten sind daher ebenso gefragt wie technisches Wissen und politischer Sachverstand.

Rat und Übung für die Teams der ETH Zürich

Die Teams müssen gut vorbereitet sein, um gegen die internationale Konkurrenz eine Chance zu haben. Genau das hat sich die Cyber Group – ETH Student Initiative zum Ziel gesetzt. Mit Hilfe der ETH Zürich und Sponsoren aus der Wirtschaft haben wir fünf studentische Teams aktiv auf die diesjährige Challenge am 2. Juli vorbereitet. Das Training begann bereits im Februar dieses Jahres und bestand aus wöchentlichen vierstündigen Sessionen. Ein Experte, entweder aus der Industrie, aus einer öffentlichen Institution oder aus dem akademischen Bereich, leitete jede Session und ermöglichte es den Teams, praktische Ratschläge einzuholen und mehr darüber zu erfahren, wie Cybersicherheit in der Praxis funktioniert. «Wie (wenn überhaupt) kann man sicher sein, dass eine bestimmte Nation einen Cyberangriff durchgeführt hat?» und «Wann ist eine militärische Reaktion auf einen Cyberangriff zulässig?» waren nur zwei der vielen Fragen, die während dieser Sessionen gestellt wurden. Aber, wie bereits erwähnt, reicht blosses Wissen über das Thema nicht aus. Um richtige Teams zu bilden, gab es auch Teammanagement- und Kommunikationssessionen sowie ein Rednertraining, damit jedes Team sowohl intern als auch nach aussen effektiv interagieren kann.

«Die Challenge hilft den Studierenden, eine breite Palette von Fähigkeiten zu entwickeln, die über das Standard-ETH-Curriculum hinausgehen.»Professor Kenny Paterson

Dennoch wollten wir unsere Teams noch vor dem 2. Juli die Hitze des Wettkampfs spüren lassen. Um ihnen eine erste Präsentationserfahrung zu ermöglichen, organisierten wir zwei «Trockenübungen», bei denen jedes Team seine Ideen in einer realistischen Wettbewerbsumgebung präsentieren konnte. Dazu gehörten knappe Zeitvorgaben sowie zwei Expertenpanels bestehend aus ETH-Professoren, Experten für Cyberpolitik und Kommunikation sowie Cyberspezialisten aus der Industrie.

Studierende helfen Studierenden

Die Cyber Group - ETH Student Initiative wurde vor knapp zwei Semestern von sieben ETH-Studierenden gegründet. Nachdem wir letztes Jahr am Wettbewerb teilgenommen hatten, wurde uns klar, dass die Cyber 9/12 Strategy Challenge zwar eine ausgezeichnete Gelegenheit war, sich im Bereich der Cybersicherheit weiterzuentwickeln und herauszufordern, die Erfahrung jedoch nicht gerade glatt verlief. Es war schwierig, Sponsoren zu finden und noch schwieriger, mit den richtigen Experten auf diesem Gebiet in Kontakt zu treten. Unser Ziel war es, die Hürden für zukünftige Studierende zu senken, indem wir nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch einen kompletten Trainingsplan zur Verfügung stellten. Um ein breiteres Publikum zu engagieren, starteten wir auch eine Reihe von Vorträgen, genannt «OpenPorts», bei denen namhafte Persönlichkeiten aus dem Bereich der Cybersicherheit und -politik ETH-Studierende über Cybersicherheit in der Praxis informieren.

«Die Unterstützung und das Interesse, die wir sowohl von der ETH als auch von der Industrie erhielten, haben uns motiviert, alle Hindernisse zu überwinden und grossartige Veranstaltungen zu organisieren.»Jelena Mihajlovic, Mitbegründerin Cyber Group

«Ich bin unglaublich stolz auf das, was wir in so kurzer Zeit erreicht haben», sagt Jelena Mihajlovic, eine der Mitbegründerinnen der Cyber Group. «Die Unterstützung und das Interesse, die wir sowohl von der ETH als auch von der Industrie erhielten, hat uns wirklich geholfen und uns motiviert, alle Hindernisse zu überwinden und grossartige Veranstaltungen zu organisieren.»

Professor Kenny Paterson, Leiter der Applied Cryptography Group am Departement Informatik, unterstützt die Initiative. «Es ist schön zu sehen, wie diese Studierendenorganisation zusammenkommt, um sich so sorgfältig auf den Cyber 9/12-Wettkampf vorzubereiten. Dies wird die ETH-Teams für den Wettbewerb selbst schärfen», sagt er. «Aber es hilft den Studierenden auch dabei, eine breite Palette von Fähigkeiten zu entwickeln, die über das Standard-Curriculum hinausgehen, das sie normalerweise an der ETH antreffen würden.»

Es liegt auf der Hand, dass wir das allein nicht geschafft hätten. Wir sind unglaublich dankbar für all die Unterstützung, die wir von unseren Sponsoren und vielen Instanzen der ETH Zürich erhalten haben. Ein besonderer Dank geht an Prof. Dr. Kenny Paterson, die Rektorin Prof. Dr. Sarah M. Springman, Dr. Myriam Dunn Cavelty und das CSS-Team für die fantastische Unterstützung seit unserer Gründung.

Interessiert bei der nächsten Challenge zu helfen oder teilzunehmen? Wir sind immer auf der Suche nach enthusiastischen Menschen. Ihr könnt uns bei einer unserer Veranstaltungen treffen oder unsere Website externe Seite www.cybergroup.ch besuchen.

Abschliessend wünschen wir unseren Teams Alita, ARX, Idonea, Phoenix und PromETHeus viel Glück für den kommenden Wettkampf!

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