Hochschulluft schnuppern
Über 5800 Mittelschülerinnen und -schüler aus der Schweiz und dem nahen Ausland besuchten am 6. und 7. September die Studieninformationstage, um die verschiedenen Bachelorstudiengänge der ETH Zürich kennenzulernen. Auch das Departement Informatik war mit Informationsständen und Präsentationen vertreten.

Kurz vor Beginn des Herbstsemesters liegt an der ETH Zürich ein Gefühl der Aufregung und Vorfreude in der Luft. Zahlreiche Maturandinnen und Maturanden strömen am 6. und 7. September durch die Türen des Hauptgebäudes, um die Studieninformationstage zu besuchen. Für einige könnte dies der erste Tag an ihrer zukünftigen Hochschule sein.
Die Veranstaltung dient als Brücke zwischen dem Gymnasium und dem Studium. Sie versorgt die potenziellen Studierenden mit Informationen über die Bachelorstudiengänge der ETH Zürich. Das Departement Informatik ist mit Präsentationen, Informations- und Projektständen vertreten. Studierende, Alumni und Dozierende stehen bereit, um den Interessierten Auskunft über den Studienalltag, die einzelnen Bereiche des Informatikstudiums und mögliche Berufsperspektiven nach dem Abschluss zu geben.

Frauen im Informatikstudium
Dominic, Annika und fünf weitere Bachelor- und Masterstudierende des Departements teilen ihr Wissen mit den Besuchenden des Informatikstands. «Nach der Frauenquote bin ich sowohl von Schülerinnen als auch von Schülern gefragt worden. Das war auch eine Frage, die mich vor Studiumsbeginn beschäftigt hatte. Was, wenn es nur männliche Studierende in meinen Kursen gibt?», erzählt die Masterstudentin Annika. Ihre anfänglichen Befürchtungen hinsichtlich der Geschlechterverteilung in ihrem Studiengang bewahrheiteten sich nicht. Gleich zu Beginn fand sie sowohl Freundinnen als auch Freunde unter ihren Mitstudierenden. Die Frauenquote in der Informatik steigt beständig an. 2022 waren unter den 427 Erstsemestrigen rund 74 Frauen vertreten.
An den Informationstagen informieren sich auch zahlreiche Frauen über den Studiengang. «Ich könnte mir vorstellen, dass die Hemmschwelle weiterhin sinken wird, da viele Schülerinnen und Schüler nun schon ab der Primarschule erste Erfahrungen im Programmieren und algorithmischen Denken sammeln können», vermutet Annika. Initiativen wie das Schnupperstudium des Netzwerk für Frauen in der Informatik (CSNOW) unterstützen interessierte Mittelschülerinnen bei der Entscheidungsfindung, ob ein Informatikstudium zu ihnen passt. Während einer Woche können die Schülerinnen dort erste Erfahrungen im Programmieren sammeln und bereits vor dem Studium mit Gleichgesinnten Freundschaften knüpfen.

Unterstützung für angehende Studierende
Clemens, der die Abschlussklasse der Kantonsschule Rämibühl in Zürich besucht, läuft nach dem Vortrag über die möglichen Berufsaussichten mit einem Lächeln aus dem Saal. «Ich habe nur einen Freund zu dem Vortrag begleitet und hatte das Informatikstudium selbst nicht auf dem Radar. Aber jetzt bin ich positiv von den vielseitigen Berufsaussichten überrascht.» Aufgrund seines Mathe-Profils im Gymnasium hat er keine Angst vor den mathematischen Kursen im Informatikstudium. Er ist jedoch gespannt darauf, wie es ihm beim Erlernen der Programmiersprachen ergehen wird. Darin hat der Gymnasiast noch keine Erfahrung.
Clemens meldet sich für den Schnuppertag an, um mehr über den Studierendenalltag zu erfahren. Dieses Angebot des Vereins der Informatik Studierenden (VIS) ermöglicht interessierten Mittelschülerinnen und -schülern, einen Informatikstudierenden einen Tag lang zu begleiten, ihm oder ihr Fragen zu stellen und Vorlesungen und Übungsstunden zu besuchen.
«Viele Interessierte sind unsicher, ob sie in Mathematik mithalten oder das Programmieren erlernen können, wenn sie noch keine Erfahrungen darin gesammelt haben. Ich versuche ihnen dann im Gespräch die Bedenken zu nehmen. Es gibt Unterstützungsangebote, die während des Basisjahres und auch danach genutzt werden können. Dazu gehören beispielsweise die Übungsstunden und Prüfungsvorbereitungskurse, die vom VIS angeboten werden», meint der Bachelorstudent Dominic. Er betont, dass Erstsemestrige keine Programmiererfahrung mitbringen müssen – nur die Bereitschaft und Freude daran, diese Fähigkeiten zu erlernen.

Begeisterung für die Informatik vermitteln
Annika, Dominic sowie die anderen Helferinnen und Helfer gehen an den beiden Tagen auf die Anliegen der unterschiedlichen Besuchenden ein: Einige kommen ohne Plan und aus reiner Neugier zu den Informationsständen und Vorträgen, andere haben bereits einen Bezug zur Informatik durch die Berufe ihrer Eltern oder Geschwister. Manche schwanken noch, ob sie Informatik, Informationstechnologie und Elektrotechnik oder Maschinenbau und Verfahrenstechnik studieren sollen, während für gewisse die Studien- und Hochschulwahl schon klar ist.
Jan besucht die 13. Klasse in der Nähe von Hannover und ist extra aus Deutschland für die Informationstage mit seinem Vater angereist. Er ist sich sicher, sein Informatik-Studium an der ETH Zürich im kommenden Herbst zu beginnen. «Durch Videospiele und die Optimierung von Prozessen in den Spielen ist meine Leidenschaft für die Informatik entstanden. Seit zwei Jahren programmiere ich regelmässig und möchte mein Wissen nun im Studium vertiefen», erklärt er. Jan nimmt an beiden Informationstagen teil, hört sich alle Präsentationen an und besucht die Führung über den ETH Campus – so kann er möglichst viele Informationen und Eindrücke mit nach Hause nehmen.
Auch Fabian ist fest entschlossen, am Departement Informatik zu studieren. Nach seiner Ausbildung als Applikationsentwickler bereitet er sich derzeit an der Kantonalen Maturitässchule für Erwachsene auf die Passerelle-Ergänzungsprüfung vor. Er möchte anschliessend im Informatikstudium an der ETH Zürich die Theorie und die zugrunde liegenden Konzepte hinter dem Programmieren erlernen.
Das Bachelorstudium besteht aus fünf Fachbereichen: Theoretical Computer Science, Programming Languages and Software Engineering, Computer Systems and Data Engineering, Information Security, Machine Learning und Visual and Interactive Computing. Fabian interessiert sich besonders für die beiden letztgenannten Bereiche. Somit sind die beiden Fachvorträge in diesem Jahr für ihn ein Volltreffer: Professorin Barbara Solenthaler erzählt darin mehr über das Programmieren von Avataren und Professor Florian Tramèr erklärt, wo Machine Learning an seine Grenzen gelangt. Die beiden führen mit verständlichen Folien und Humor durch ihre jeweiligen Forschungsbereiche. Jan, Fabian und die anderen Zuhörenden im Saal lauschen gespannt ihren Erklärungen und treten am Ende der beiden Tage mit neuem Wissen über das Informatikstudium die Heimreise an.


Mehr Informationen
- Bachelor Informatik
- Verein der Informatik Studierenden (VIS)
- Schnupperangebote des Departement Informatik
- externe Seite Impressionen des Studieninformationstages 2023