Die Welt der Informatik kennenlernen
Zweimal im Jahr veranstaltet das Netzwerk für Frauen in der Informatik (CSNOW) ein einwöchiges Schnupperstudium für Gymnasiastinnen. In diesem Interview berichten drei Teilnehmerinnen über ihre Erfahrungen und Gründe für die Teilnahme an dem Programm.
Während dieser Woche erhalten die jungen Frauen einen Einblick in das Informatikstudium an der ETH Zürich und lernen potenzielle Berufsfelder kennen. Ein Grossteil der Schnupperwoche besteht aus Workshops, in denen die Teilnehmerinnen Java-Programmierkenntnisse erwerben. Einige Mädchen bringen bereits Erfahrung im Programmieren mit, während sich andere die Fähigkeiten erst aneignen. Am Ende der Woche stellen sie dann ihre Kenntnisse bei einem Hackathon auf die Probe. In diesem Jahr programmierten die Teilnehmerinnen in Teams ein eigenes Computerspiel.
Drei Teilnehmerinnen berichten über ihre Erfahrungen
Adriana kommt aus der Stadt Zürich. Nach einer erfolgreichen Ausbildung zur Applikationsentwicklerin hat sie diesen Sommer ihre Berufsmaturitätsprüfung abgeschlossen. Nach einem Zwischenjahr plant sie ihr Hochschulstudium zu beginnen.
Anastasia geht in die 11. Klasse einer Genfer Privatschule. Sie verfügt bereits über Programmierkenntnisse. Neben dem Informatikunterricht am Gymnasium, interessiert sie sich besonders für Data Science.
Emily besucht die Abschlussklasse eines Gymnasiums in Wien. Bis auf einen Kurs während den Sommerferien hat sie noch keine Erfahrung im Programmieren gesammelt.
Warum habt ihr am Schnupperstudium teilgenommen
Anastasia: Ich interessiere mich schon lange für Informatik und habe mich angemeldet, um Mädchen mit ähnlichen Interessen kennenzulernen. Da ich bereits programmieren kann, ging es für mich neben dem Austausch darum, mehr über die ETH Zürich und das dortige Informatikstudium zu erfahren.
Adriana: Ich wollte mir ebenfalls ein besseres Bild darüber verschaffen, wie ein späteres Informatikstudium an der ETH Zürich aussehen könnte. Während des Schnupperstudiums lernt man nicht nur programmieren, sondern erhält Einblicke in die Inhalte des Studiums und hat die Gelegenheit mit Informatikstudentinnen zu sprechen. Das hat mir besonders gut gefallen. Nun habe ich einen Referenzwert, der mir bei der Auswahl meiner künftigen Hochschule hilft.
Emily: Mein Hauptziel war es ins Programmieren reinzuschnuppern, damit ich zu Beginn meines Studiums nicht ins kalte Wasser geworfen werde. An meinem Gymnasium liegt der Schwerpunkt auf Sprachen. Da fehlt oft die Zeit sich in andere Bereiche, wie das Programmieren, zu vertiefen.
Haben dir die Programmierworkshops geholfen deine Programmierfähigkeiten zu verbessern, Emily?
Emily: Ich habe in dieser Woche viel dazugelernt und hatte Spass dabei. Da ich kaum Vorkenntnisse hatte, war es manchmal anspruchsvoll, aber grundsätzlich konnte ich den Erklärungen problemlos folgen und alle Aufgaben lösen.
Anastasia und Adriana, ihr hattet bereits Programmiererfahrung. Wie waren die Workshops für euch?
Anastasia: Obwohl ich bereits Programmiererfahrung in Java sammeln konnte, waren die Aufgaben eine gute Auffrischung. Während des Schnupperstudiums habe ich einen neuen Bereich der Informatik kennengelernt: Game Design. Bisher hatte ich hauptsächlich mit Datensätzen gearbeitet und selbst noch keine Spiele entwickelt. Die Idee, Spiele zu programmieren, fand ich grossartig, da man am Ende ein konkretes Produkt hat.
Adriana: Dank meiner Lehre konnte ich die Programmieraufgaben schnell lösen, daher habe ich sie selbst erweitert, um sie für mich anspruchsvoller zu gestalten. Ausserdem habe ich anderen Teilnehmerinnen geholfen. Ich war überrascht, wie weit wir innerhalb einer Woche bei den Programmieraufgaben gekommen sind. Als ich meine Ausbildung begonnen habe, war der Einstieg ganz anders – weniger komplex und weniger spielerisch. Damals habe ich mit der Programmierung eines Taschenrechners begonnen und nicht mit einem Tic-Tac-Toe-Spiel.
Gab es eine Situation oder eine Aktivität in dieser Woche, die euch besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Adriana: Besonders interessant fand ich die Vorträge über die verschiedenen Bereiche der Informatik. Sie haben mir einen Einblick gegeben, was im späteren Studium auf mich zukommen könnte. Ich liebe es, Rätsel zu lösen, und das Programmieren empfinde ich ebenfalls als ein Rätsel, das es zu knacken gilt. Ausserdem gefällt mir, dass die beruflichen Perspektiven als Informatikerin so vielfältig sind. Man kann in nahezu jedem Bereich arbeiten und sich in unterschiedlichste Themen vertiefen.
Emily: Die diversen und ansprechenden Berufsaussichten haben mich auch begeistert. Es war spannend bei einem Besuch der Google-Büros in Zürich einen konkreten Einblick in ein Unternehmen zu erhalten. Ausserdem hat es mir sehr gefallen, eine Woche an der ETH Zürich zu verbringen, die Hörsäle zu sehen und Vorlesungen zu besuchen. Es fühlte sich so an, als wäre ich für eine Woche ein Teil des Universitätslebens.
Anastasia: Ich habe mich besonders auf den Hackathon gefreut, da ich schon länger an einem teilnehmen wollte. Während des Hackathons habe ich ein Jump’n’Run-Spiel erstellt, das ähnlich wie das Chrome T-Rex-Spiel funktioniert, aber mit eigenen Hindernissen und Figuren.
An was hast du während des Hackathons mit Emily gearbeitet, Adriana?
Adriana: Emily und ich haben mit unserer Gruppe ein Memory-Spiel programmiert. Bei einem der Workshops haben wir mit Datenbanken gearbeitet. Da habe ich bemerkt, dass dort auch zahlreiche Bilder referenziert waren. So kam mir die Idee, dass wir diese für ein Memory nutzen könnten.
Wie hat euch der Hackathon gefallen?
Emily: Der Hackathon hat mir sehr gefallen, weil man in einer Gruppe zusammengearbeitet hat und voneinander lernen konnte. Jede konnte ihre Ideen einbringen und so lernte man verschiedene Herangehensweisen zur Problemlösung kennen. Unsere Gruppe war sehr heterogen. Es gab Mädchen wie Adriana, die bereits sehr gut programmieren konnten. Es war beeindruckend zu sehen, wie sie die Aufgabe angegangen sind. Das hat mich motiviert und mir gezeigt, was möglich ist und was ich in naher Zukunft auch erreichen möchte.