Willkommen, Professor Dennis Komm
Dennis Komm ist seit Anfang Juni 2022 als ausserordentlicher Professor für Algorithmen und Didaktik am Departement Informatik der ETH Zürich tätig. In diesem kurzen Interview stellt er sich vor.
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Professor Komm, willkommen in Ihrer neuen Stelle. Was sind Ihre aktuellen Forschungsinteressen?
Wie der Name meiner Forschungsgruppe verrät, hat meine Forschung zwei Hauptstränge: Algorithmen und Didaktik.
Im Bereich der Algorithmen interessiere ich mich besonders für die Entwicklung und Analyse von Berechnungsmodellen, die zusätzliche Informationen über gegebene Probleminstanzen einbeziehen, welche einem Algorithmus oftmals zur Verfügung stehen, in klassischen Modellen jedoch ignoriert werden. Grob gesagt, geht es bei meiner Arbeit darum, Aussagen wie: «Wenn Sie diesen bestimmten Parameter einer Probleminstanz kennen, hilft Ihnen das immer, eine gute Lösung für ein ansonsten schwieriges Problem zu berechnen» zu beweisen; oder, auf der negativen Seite, «Wenn Sie mit diesem spezifischen Problem zu tun haben, können Sie keinen effizienten Algorithmus entwerfen, wenn Sie nicht mindestens so viele zusätzliche Informationen über die vorliegende Instanz besitzen.»
In der Didaktik konzentriere ich mich auf die Entwicklung von Informatikunterricht für Primar- und Sekundarschulen, und auf die Frage, wie dieser am besten umgesetzt werden kann. Eine Schlüsselfrage ist, wie man Informatikgrundlagen auf eine für Schülerinnen und Schüler zugängliche Weise vermitteln kann. Zu diesem Zweck wird meine Gruppe eng mit Lehrpersonen aus der ganzen Schweiz zusammenarbeiten. Ziel ist es, dass Schülerinnen und Schüler über alle Schulstufen hinweg kontinuierlich Kompetenzen in Informatik aufbauen können, und zwar auf eine ansprechende und nachhaltige Art und Weise.
Welche Auswirkungen hat Ihre Forschung auf die Gesellschaft?
Ich sollte wohl wieder zwei Antworten geben, die aber eng miteinander verwandt sind.
Viele Berechnungsprobleme sind recht einfach zu lösen – man muss sich nur per «brute force»-Ansatz durch alle möglichen Lösungen durcharbeiten, und schon ist man fertig. Oder besser gesagt: Man wäre fertig, wenn man bereit wäre, ein paar Tausend Jahre auf das Ergebnis zu warten. Bei der Entwicklung und Analyse von Algorithmen geht es in der Regel darum, clevere Wege zu finden, um die gewünschten Ergebnisse viel schneller zu berechnen. Dies geschieht mithilfe eines Werkzeugkastens, der viele schöne Problemlösungsstrategien, einige mathematische Theoreme und viel Raum für ständige Erweiterungen enthält. In meiner Forschung geht es im Wesentlichen darum, diesen Werkzeugkasten auszubauen, damit wir weitere Probleme effizient mit ihm lösen können.
Andererseits sind die grundlegenden Werkzeuge aus dem Werkzeugkasten einer Informatikerin oder eines Informatikers bei weitem nicht nur in der Informatik selbst zu finden. Wir begegnen ihnen auch in vielen anderen Disziplinen, einige davon sind recht überraschend. Ausserdem sind Technologien wie das Internet und künstliche Intelligenz inzwischen so allgegenwärtig, dass sie unsere soziale und kulturelle Identität massgeblich bestimmen. Ein grundlegendes Verständnis der damit verbundenen Prinzipien, Versprechen und Einschränkungen gehört zur modernen Bildung. Wenn wir darüber diskutieren, welche Fähigkeiten der nächsten Generation in den Schulen mitgegeben werden soll, muss dies unbedingt berücksichtigt werden. Niemand kann Ihnen Details über die Welt der Zukunft vorhersagen, auf die wir die heutigen Schülerinnen und Schüler vorbereiten müssen – aber es steht fest, dass sie sehr davon profitieren werden, mit den Grundlagen der zentralen Konzepte der Informatik vertraut zu sein und die entsprechenden Kompetenzen entwickelt haben.
Wo haben Sie gearbeitet, bevor Sie an die ETH Zürich kamen?
Nach meinem Doktorat an der ETH habe ich an meiner Alma Mater als Postdoc, Dozent und Senior Scientist neue Rollen und Aufgaben übernommen. Bevor ich meine eigene Gruppe gründete, war ich Professor an der Pädagogischen Hochschule Graubünden. Darüber hinaus habe ich an anderen Schulen und Universitäten unterrichtet, zum Beispiel an der Universität Zürich.
Welche Lehrveranstaltungen werden Sie an der ETH unterrichten?
Im Herbst trete ich dem Team bei, das Theoretische Informatik unterrichtet. Ausserdem möchte ich mindestens einmal im Jahr einen zusätzlichen Kurs über die Entwicklung und Analyse von Algorithmen anbieten. Daneben werde ich vor allem Didaktik-Lehrveranstaltungen für das Lehrdiplom für angehende Gymnasiallehrerinnen und -lehrer halten. Wenn die Zeit es erlaubt – was ich sehr hoffe –, werde ich auch weiterhin Kurse für Nicht-Informatikstudierende unterrichten, beispielsweise die Einführung in die Programmierung für Studierende der Humanmedizin.
Welche Missverständnisse über Ihren Forschungsbereich kommen häufig vor?
Im Informatikunterricht geht es nicht darum, «Schülerinnen und Schüler zu Robotern oder Computern zu machen» – es geht nicht darum, Kreativität oder kritisches Denken aus unseren Schulen zu verbannen. Guter Informatikunterricht will genau das Gegenteil davon. Es geht darum, Kreativität und kritisches Denken zu fördern.
Welchen Rat würden Sie Studierenden geben, die gerade erst in die Informatik einsteigen?
Etwas, das man in einem universellen Kontext anwenden kann: Bleibt neugierig und aufgeschlossen! Es gibt so viel zu entdecken, und wie ich bereits erwähnt habe, lassen sich Aspekte der Informatik an vielen unerwarteten Orten finden.