Wie man eine Professur bekommt
Knapp 70 Forschende und Studierende des D-INFK nahmen am 28. Oktober an einem Vortrag mit Fragerunde teil, bei dem es um den komplexen Prozess des Bewerbens auf Professorenstellen ging.
Wie kommt eine junge Forscherin, ein junger Forscher vom Doktorat oder Postdoktorat zu einer Stelle als Assistenzprofessor:in? Fast 70 Studierende und wissenschaftliche Mitarbeitende kamen am 28. Oktober zusammen, um von Postdoc Manuel Rigger, Assistenzprofessorin Shweta Shinde und Professor Emo Welzl mehr über diesen Prozess zu lernen.
Der Anlass fand unter dem Titel «How to get a faculty position» im Rahmen der Feierlichkeiten zum 40. Jubiläum des Departements Informatik statt. Im Restaurant food&lab im CAB-Gebäude konnten die Gäste den informativen Vortrag und die anschliessende Diskussion mit einem Apéro und persönlichem Austausch abrunden.
Der Hauptredner des Abends war Manuel Rigger, zurzeit noch ein Postdoktorand im Advanced Software Technologies Lab am D-INFK. Nachdem er selbst die komplexe und aufwändige Stellensuche nach einer Professur hinter sich hatte, beschloss er, anderen jungen Forschenden damit zu helfen. Dazu interviewte Rigger 21 junge Assistenzprofessorinnen und -professoren von verschiedenen Hochschulen und befragte sie zu ihren individuellen Erfahrungen mit dem Bewerbungsprozess. Diese Interviewreihe namens Getting Academic Positions (GAP) ist auf YouTube verfügbar.

An seinem Vortrag am 28. Oktober fasste Rigger das, was er dabei gelernt hat, für die Gäste zusammen, vom akademischen Bewerbungsprozess, der sich deutlich von demjenigen in der Industrie unterscheidet, bis hin zu Tipps und Tricks für alle Stufen des Vorgangs. «Es gibt dazu hilfreiche Online-Ressourcen», sagt er. «Aber viele davon sind auf die USA abgestimmt und treffen für europäische oder asiatische Universitäten nicht unbedingt zu.» Deshalb erstellte er die GAP-Interviews, die eine Vielfalt von Prozessen, Erfahrungen und Ansichten wiedergeben. Rigger selbst at eine Stelle als Tenure-Track-Assistenzprofessor an der National University of Singapore (NUS) angenommen.
Nach dem Vortrag stellten sich Rigger sowie die D-INFK-Professoren Shweta Shinde und Emo Welzl den Fragen des Publikums. Als Tenure-Track-Assistenzprofessorin und eine von Riggers Interviewpartnerinnen in der GAP-Reihe konnte Shweta Shinde ihre Erfahrungen mit den Bewerbungsprozess teilen, der sie schliesslich an die ETH Zürich geführt hatte. Emo Welzl beleuchtete die andere Seite: Der Professor hat viel Erfahrung als Mitglied von Berufungskommissionen.
Das Publikum, von Bachelor- und Masterstudierenden bis hin zu Senior Scientists, nutzte die Gelegenheit, mehr über den aufwendigen Bewerbungs- und Berufungsprozess zu erfahren. Tal Ben-Nun, Senior Scientist am Scalable Parallel Computing Laboratory, hat soeben angefangen, sich selber auf Professuren zu bewerben. «Basierend auf dem, was ich heute gehört habe, werde ich meine Bewerbungsunterlagen noch ein wenig anpassen», sagt er. «Das ist eine super Initiative von Manuel, weil normalerweise niemand über diesen Bewerbungsprozess redet.»










Postdoc Sergey Prokudin ist erst vor einem Jahr zur Visual Learning and Geometry Group gestossen und hat sich noch nicht entschieden, ob er denn wirklich eine Professur anstreben will. «Dieser Anlass hat mir geholfen, besser zu verstehen, was meine Optionen sind. Sollte ich mich eines Tages bewerben, habe ich ein paar gute Ratschläge bekommen.» Doktorand Mohammad Reza Karimi Jaghargh aus der Learning and Adaptive Systems Group ist sich hingegen schon ziemlich sicher, dass er eine akademische Karriere will. «Der Vortrag war toll, weil wenn etwas geheim ist, macht es einem Angst. Manuel hat den ganzen Prozess ans Licht gebracht.»
Xenia Hofmeier ist noch im Masterstudium und gar nicht sicher, welchen Karriereweg sie einmal gehen will. Dennoch fand sie die GAP-Interviews und den Vortrag, der auf ihnen basierte, spannend. «Im Moment interessiere ich mich sehr für die Forschung und möchte zunächst ein Doktorat machen», sagt sie. «Es war aber sehr hilfreich, die wichtigsten Schritte zu einer Professur so übersichtlich dargestellt zu sehen.»
Es sei sinnvoll, zu solchen Anlässen auch Studierende und nicht nur Angehörige des Mittelbaus einzuladen, sagt Anwar Hithnawi. Die Senior Scientist leitet das Privacy Preserving Systems Lab und bewirbt sich momentan selber auf Professuren. «Es ist wichtig, dass Masterstudierende und Doktorierende diesen Vorgang kennen, da es Dinge gibt, an die man schon im Voraus denken sollte», erklärt sie. «Beispielsweise habe ich einige Gelegenheiten verpasst, Briefeschreiber für mich zu gewinnen, da es mir nicht klar war, dass ich sie brauchen würde.»
Fotogalerie
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