Viel mehr als nur ein Wettkampf
Vom 13. bis 19. Juni 2021 fand die erste europäische Informatik-Olympiade für Frauen, EGOI, in Zürich statt. Das Organisationskomitee und die Teilnehmerinnen blicken auf lehrreiche, intensive und unvergessliche Tage zurück.
An der ersten EGOI, European Girls’ Olympiad in Informatics, nahmen 160 junge Frauen aus 43 Ländern teil. Am besten schnitt die Delegation aus Russland ab. Alle vier Teilnehmerinnen, Alisa Gladchenko, Ekaterina Shilyaeva, Daria Grekova und Ekaterina Poray, gewannen eine Goldmedaille. Auch die Schweizerinnen Ema Skottova, Jasmin Studer, Priska Steinbrunner und Vivienne Burckhardt können zufrieden sein: Sie holten einmal Silber und zweimal Bronze. Ins Leben gerufen und organisiert wurde die Olympiade von einer Gruppe ETH-Studierender.
Wegen der Pandemie fand der Anlass im virtuellen Rahmen statt. Der Wettbewerb bestand darin, dass die Teilnehmerinnen an zwei Tagen jeweils während fünf Stunden Aufgaben lösen mussten, indem sie einen eigenen Algorithmus entwickelten. Ausgezeichnet wurden jene Lösungen, die besonders viel Kreativität und logisches Denken zeigten. Eine Jury im klassischen Sinn gab es keine, erklärt Organisatorin Stefanie Zbinden. «Die Aufgaben wurden automatisch korrigiert. Wir liessen die entwickelten Programme auf verschiedenen Testinstanzen laufen und prüften, ob alle Ausgaben korrekt sind», so die Mathematik-Studentin.
Nach der ersten EGOI zieht das Organisationskomitee (OK) eine positive Bilanz. «Wir sind mit dem Verlauf der EGOI zufrieden. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn der Anlass vor Ort stattgefunden hätte», sagt Organisatorin und Informatik-Doktorandin Charlotte Knierim. Bereits vor der EGOI hatte das OK positive Rückmeldungen erhalten. So haben beispielsweise einige Länder dank der EGOI ihre Massnahmen zur Frauenförderung in der Informatik verstärkt und konnten so mehr Teilnehmerinnen für das nationale Finale gewinnen. Auch die Teilnehmerinnen selbst reagierten begeistert. «Die EGOI habe ihr Selbstvertrauen gestärkt und ihnen ein bisher unbekanntes Zugehörigkeitsgefühl gegeben», so die Doktorandin.
Für das neunköpfige OK waren Planung und Durchführung des Grossevents eine lehrreiche Erfahrung. «Es ist wichtig, nicht zu verzweifeln, wenn etwas nicht so läuft wie geplant, und für alle Aufgaben stets genügend Zeitpuffer einzuplanen», folgert Knierim.
«Die EGOI ist viel mehr als nur ein Wettkampf. Man kann dabei Freundschaften schliessen, Mädchen mit ähnlichen Interessen kennenlernen und vor allem Spass haben.»Vivienne Burckhardt, Teilnehmerin EGOI 2021
Auch für die Teilnehmerinnen war die EGOI eine vielseitige Erfahrung. Vivienne Burckhardt, Gymnasiastin am MNG Rämibühl in Zürich, freut sich über ihre Bronzemedaille. Die Wettbewerbsaufgaben fand sie interessant. «Es ist ein gutes Gefühl, wenn man eine Aufgabe nach langem Überlegen und Implementieren endlich löst», erzählt sie. In ihrer «unvergesslichen EGOI-Woche» lernte Vivienne gleichgesinnte junge Frauen aus verschiedensten Ländern kennen, kletterte mit ihrem Team durch einen Seilpark und genoss den Schlussabend beim gemeinsamen Gamen bis tief in die Nacht. Eins ist der Gymnasiastin klar: «Ich würde anderen Mädchen definitiv empfehlen, bei der EGOI mitzumachen.»
Mehr Mädchen und Frauen für die Informatik zu begeistern, das ist auch EGOI-Organisator Benjamin Schmid ein grosses Anliegen, weil er die Arbeit in einem gemischten Team sehr bereichernd findet. Der ETH-Informatik-Alumnus engagiert sich bereits seit vielen Jahren für die Informatik-Olympiade und findet es schade, dass sich so wenig Frauen für eine Teilnahme entscheiden. «Als die Idee für die EGOI aufkam, war ich sofort begeistert, wollte mithelfen und so informatikbegeisterten Frauen eine Gelegenheit bieten, sich miteinander auszutauschen, Vorbilder zu finden und ihr Talent zu zeigen», sagt Schmid.
Die zweite EGOI findet nächstes Jahr in der Türkei statt, wir freuen uns!