«Forschung und Lehre befruchten sich gegenseitig»
Professor Peter Müller, der scheidende Studiendirektor des Departements Informatik, blickt auf zweieinhalb Amtsjahre zurück und zieht Bilanz. Im Interview spricht er über die Highlights seiner Arbeit und die Veränderung der Lehre am D-INFK.
Peter Müller, was konkret sind die Aufgaben des Studiendirektors?
Der Studiendirektor ist in der Departementsleitung zuständig für alle Aspekte der Lehre und des Doktorats. Zu den Hauptaufgaben gehören die Planung der Vorlesungen, die Leitung der Studienadministration sowie der Entwurf neuer und die Überarbeitung existierender Studiengänge. Neben diesen grösseren Aufgaben verbringt man sehr viel Zeit damit, Prozesse umzusetzen und zu optimieren sowie diverse Anfragen zu beantworten.
Welche Aufgaben haben Ihnen besonders gut gefallen?
Die Reform des Informatik-Masterstudiengangs gefällt mir, weil ich überzeugt davon bin, dass wir dadurch die Ausbildung verbessern können. Ein echtes Highlight war die Zusammenarbeit mit der Studienadministration und den Senior Scientists mit Fokus Lehre; es ist grossartig, so kompetente und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben. Diese Teams auf- und auszubauen war mir besonders wichtig.
Was haben Sie seit Ihrem Antritt als Studiendirektor im Sommer 2017 erreicht?
Das waren zweieinhalb intensive Jahre! In dieser Zeit sind die Studierendenzahlen auf Bachelor- und Masterstufe weiter stark gestiegen. Wir haben diesen Anstieg ohne Einbussen in der Qualität bewältigt. Das ist vor allem auch eine grosse Leistung der Studienadministration. Darüber hinaus haben wir während meiner Amtszeit den Master in Cyber Security und vier neue Weiterbildungsprogramme gestartet. Und schliesslich freue ich mich besonders, dass ich die Reform des Masterprogramms in Informatik noch abschliessen werde.
«Die Lehre ist deutlich vielfältiger geworden ist. Zum einen ist das Fächerangebot viel breiter, zum anderen ist unser Departement viel internationaler geworden.»Peter Müller, Studiendirektor 2017–2019
Wie hat sich die Lehre am D-INFK seit Ihrer Ankunft am Departement im Jahr 2003 verändert?
Am meisten fällt mir auf, dass die Lehre in diesen Jahren deutlich vielfältiger geworden ist. Zum einen ist das Fächerangebot viel breiter als damals. Zum anderen ist unser Departement viel internationaler geworden. Ich freue mich sehr, dass wir so viele ausgezeichnete Studierende aus der ganzen Welt anziehen. Das ist eine grosse Bereicherung!
Welche Herausforderungen bringen diese Veränderungen mit sich?
Ich sehe diese Veränderungen sehr positiv. Natürlich stellt uns die steigende Studierendenzahl vor Herausforderungen, aber wir sind in der Lage, diese zu meistern und wir bekommen die dafür nötige Unterstützung von der Schulleitung. Zum Beispiel haben wir in den letzten Jahren ein starkes Team an Senior Scientists mit Fokus Lehre aufgebaut, das unsere Leistungsfähigkeit in der Lehre deutlich steigert. Solange es uns gelingt, exzellente Studierende und Dozierende anzuziehen, wird sich die positive Entwicklung des Departements fortsetzen.
Aktuell gibt es am Departement nur männliche Senior Scientist mit Fokus Lehre. Wird hier etwas zum Thema Frauenförderung unternommen?
Wir alle würden es begrüssen, wenn wir ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Männern und Frauen hätten. Leider hat sich bisher keine Gelegenheit ergeben, Frauen als Senior Scientists mit Fokus Lehre einzustellen. Um die Chancen hierfür dauerhaft zu erhöhen, müssen wir früher ansetzen und mehr Studentinnen und Doktorandinnen für die Informatik begeistern. Das Departement tut viel, um die Situation zu verbessern. Zwei Beispiele sind das Schnupperstudium und das Student Summer Research Fellowship.
Warum glauben Sie, dass die Kombination aus Forschung und Lehre wichtig ist, um Lehre auf höchstem Niveau anbieten zu können?
Forschung und Lehre befruchten sich gegenseitig. Einerseits profitiert die Lehre enorm von der Forschung. Die Forschung sorgt dafür, dass unsere Dozenten ihr Fachgebiet wirklich tief durchdringen; das dabei gewonnene Verständnis sorgt auch für mehr Klarheit in der Lehre. Ausserdem werden die Dozierenden in der Forschung laufend mit neuen Entwicklungen konfrontiert, die dann auch ihren Weg in die Lehre finden. Umgekehrt beflügelt die Diskussion mit Studierenden die Forschung, und gelegentlich geht man einem Sachverhalt erst dann wirklich auf den Grund, wenn man ihn unterrichten muss.
«Es gibt kaum Studiengänge, bei denen die Berufsaussichten für die Absolvierenden so vielversprechend sind wie in der Informatik.»Peter Müller, Studiendirektor 2017–2019
Unterscheidet sich die Lehre am D-INFK von der Lehre an anderen ETH Departementen? Falls ja, inwiefern?
Auch wenn es natürlich in erster Linie Gemeinsamkeiten gibt, bemerke ich in Gesprächen mit meinen Kolleginnen und Kollegen immer wieder Unterschiede. Kaum ein anderer Studiengang ist so international wie unsere Masterstudiengänge, was zum Beispiel die Zulassung deutlich anspruchsvoller macht. Es gibt auch kaum Studiengänge, bei denen die Berufsaussichten für die Absolvierenden so vielversprechend sind wie in der Informatik; dadurch können wir unterrichten, was wir für langfristig sinnvoll halten.
Welche Herausforderungen warten 2020 auf Ihren Nachfolger Ueli Maurer?
Ich werde meinen Aufgabenbereich in einem guten Zustand übergeben. Trotzdem zeichnen sich schon Themen ab, mit denen sich Ueli beschäftigen müssen wird. Eines davon ist die Integration der vielen neuen Professorinnen und Professoren.
Was steht für Sie als Nächstes an? Welche Rolle wird die Lehre für Sie in Zukunft spielen?
In den letzten zweieinhalb Jahren ist praktisch keine Zeit für Forschung geblieben. Ich freue mich sehr darauf, wieder selbst an komplexen Problemen zu tüfteln (und nicht im Anschluss in E-Mails zu ertrinken). Unsere Arbeit im Bereich der Programmverifikation stösst zurzeit auf viel Interesse; ich möchte diese gerne verstärkt vorantreiben. Die Lehre liegt mir weiterhin sehr am Herzen, aber ich unterrichte lieber selbst als die Lehre zu managen.
Gibt es noch etwas, das Sie zusätzlich erwähnen möchten?
Ich möchte mich herzlich bei unseren Vorstehern und Vizevorstehern Emo Welzl, David Basin und Timothy Roscoe sowie bei meinem Vorgänger Gustavo Alonso für ihre tatkräftige Unterstützung bedanken. Ganz herzlichen Dank auch an die Studienadministration und die Senior Scientists mit Fokus Lehre für die ausgezeichnete Zusammenarbeit!