Willkommen, Professor Christian Holz
Christian Holz ist seit August 2019 offiziell als Tenure-Track-Assistenzprofessor für Informatik am Departement Informatik der ETH Zürich tätig. In diesem kurzen Interview stellt er sich vor.
Herr Professor Holz, willkommen an der ETH! Was sind Ihre aktuellen Forschungsinteressen?
Vielen Dank! Mein Team heisst SIP Lab – Sensing, Interaction & Perception Lab – und unsere Forschung umfasst drei Bereiche: das Ermöglichen von immersiven Erlebnissen in Mixed Reality, das Entwickeln von interaktiven Geräten sowie kontinuierliches physiologisches Monitoring für die prädiktive Gesundheitsverfolgung (im Englischen oft als «precision medicine» bezeichnet). Interessanterweise haben diese drei Bereiche viel gemeinsam, und wir glauben, dass sie sich in Zukunft noch stärker gegenseitig beeinflussen werden.
Welche Auswirkungen hat Ihre Forschung auf die Gesellschaft?
Im Bereich der Mensch-Computer-Interaktion (Human-Computer Interaction) versuchen wir als Community, die Plattformen der Zukunft zu bauen und zu verstehen. Ebenso forschen wir an verschiedenen Interaktionsmodalitäten, die wir in der Zukunft verwenden könnten, und an den Möglichkeiten, wie Geräte den Input so interpretieren können, um die Absichten der Benutzer möglichst genau zu verstehen. In meinem Team sind wir der Meinung, dass die Technologie dem menschlichen Körper immer näher kommt, bis wir sie womöglich immer und überall tragen werden. Wir sehen viel Potenzial für kopfgetragene Virtual- und Augmented-Reality-Plattformen und untersuchen, was dieser Wandel in der Technologienutzung für die Nutzer bedeuten kann, einschliesslich der technologischen Herausforderungen, ihrer sozialen Wahrnehmung, aber auch einiger Aspekte der Barrierefreiheit. Auf der anderen Seite erforschen wir auch, wie solche getragenen Geräte, die potenziell so klein wie ein Muttermal sind, das physiologische System des Nutzers beobachten können, indem sie unauffällig und bequem, aber kontinuierlich Vitalparameter und andere Gesundheitsmetriken aufzeichnen. Unser Ziel ist es, durch kontinuierliches Monitoring, das weit über die heute üblichen Stichproben beim Arzt hinausgeht, eine ganzheitliche Darstellung des Gesundheitszustandes einer Person zu erhalten.
Wo haben Sie gearbeitet, bevor Sie an die ETH kamen?
Die letzten sechs Jahre habe ich in industriellen Forschungslaboren an der Westküste der USA verbracht, zuerst kurz bei Yahoo Labs in der Bay Area und dann bei Microsoft Research in Seattle, Washington, dem vermutlich weltweit grössten Forschungslabor der Informatik. Solche Forschungslabore haben eine faszinierende Kultur rund um Innovation, Teamarbeit und Wirkung etabliert. Was mich besonders beeindruckt hat, ist, wie sie Experten aus vielen Disziplinen zusammenbringen, eine enorm unterstützende Umgebung schaffen und verrückte Ideen aufblühen lassen. Als ich an der ETH angekommen bin, sind mir die Parallelen in Bezug auf Ambitionen, Machermentalität und Exzellenz in der Arbeit direkt aufgefallen und ich freue mich auf eine produktive Zeit in Zürich!
Welche Lehrveranstaltungen werden Sie an der ETH unterrichten?
Diesen Herbst unterrichte ich Human-Computer Interaction gemeinsam mit Otmar Hilliges. Dieser Kurs stattet die Studierenden mit denjenigen Methoden und Werkzeugen aus, welche die heute führenden Unternehmen zum Erfolg geführt haben. Im kommenden Frühjahr werde ich dann Ubiquitous Computing unterrichten, einen Kurs, der verschiedene Aspekte der Technologien behandelt, die sich in unser Leben einfügen, darunter Sensorik, Verarbeitung, Wahrnehmung auf eingebetteten Systemen, IoT, Kontextbewusstsein, Social Computing und Datenschutz sowie Barrierefreiheit. Mein Team wird auch ein Seminar zu «Advanced Topics in Human-Computer Interaction» anbieten, um neueste Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet zu untersuchen und zu diskutieren.
Was sind Ihre ersten Eindrücke von der Schweiz und der ETH?
Ich bin begeistert von der Arbeit an der ETH und dem Umzug in die Schweiz. Da ich in den Bergen aufgewachsen bin und die letzten Jahre in Seattle wöchentliche Aktivitäten in den Cascades unternommen habe, hat es mir die schöne Natur rund um Zürich sofort angetan. Während meiner kurzen Zeit an der ETH habe ich bereits bemerkt, wie ehrgeizig, anspruchsvoll und fleissig die Studierenden hier sind. Ich freue mich darauf, mit vielen von ihnen zu interagieren und zusammenzuarbeiten, vielleicht sogar im Kontext von Zürich und seiner Umgebung. Tatsächlich wird die erste Masterarbeit, die ich jetzt betreue, uns und die Technik, die wir dafür bauen, ein paar Mal auf das Jungfraujoch bringen, was sehr spannend werden wird!