Willkommen, Professor Julia Vogt
Julia Vogt ist seit Anfang Mai 2019 offiziell als Tenure-Track-Assistenzprofessorin für Medizinische Datenwissenschaft am Departement Informatik der ETH Zürich tätig. In diesem kurzen Interview stellt sie sich vor.
Frau Professor Vogt, willkommen an der ETH! Was sind Ihre aktuellen Forschungsinteressen?
Meine Forschungsinteressen liegen in der Entwicklung neuer maschineller Lerntechniken für die klinische Datenanalyse und Präzisionsmedizin. Mein Hauptaugenmerk liegt auf der Verbindung von Informatik und Medizin, mit dem Ziel einer personalisierten Behandlung. Besonders wichtig ist mir die Entwicklung neuer Modellierungs-Frameworks für die Analyse grosser, vielfältiger und longitudinaler Datensätze, da in vielen biomedizinischen und klinischen Anwendungen eine grosse Menge heterogener und verteilter Daten verfügbar ist, die über längere Zeit gesammelt wurden. Die Forschungsgebiete reichen von der datentypspezifischen Vorverarbeitung und Merkmalsextraktion über Methoden zur Integration mehrerer, möglicherweise sehr unterschiedlicher Datentypen, bis hin zu fortgeschrittenen maschinellen Lernmethoden, die die Analyse komplexer multimodaler biomedizinischer Zeitreihendaten ermöglichen. Weitere Forschungsziele meiner Gruppe sind die Schaffung moderner therapeutischer Systeme zur Unterstützung von Entscheidungen und die Sicherstellung der Zugänglichkeit, sowohl für Forschende als auch für Ärzte.
Welche Auswirkungen hat Ihre Forschung auf die Gesellschaft?
Die Präzisionsmedizin ist ein Thema von grossem Interesse und einer der wichtigsten Trends in der modernen Medizin. Ziel meiner Forschung ist es, den Schwerpunkt in der Medizin von der Reaktion auf die Prävention zu verlagern, die Erkennung von Krankheiten zu verbessern und den Krankheitsverlauf zu verstehen und vorherzusagen. Die Forschung meiner Gruppe wird sich auf die Patienten in den Krankenhäusern auswirken, da wir daran arbeiten, die versuchsweise Verschreibung von Medikamenten zu reduzieren und Nebenwirkungen zu vermeiden. So wird unsere Forschung die Lebensqualität vieler Menschen verbessern. Nicht zuletzt könnte sie auch dazu beitragen, die Gesamtkosten der Gesundheitsversorgung zu kontrollieren.
Wo haben Sie gearbeitet, bevor Sie an die ETH kamen?
Bevor ich als Assistenzprofessorin an die ETH kam, war ich Assistenzprofessorin am Departement Mathematik und Informatik der Universität Basel. Zuvor war ich Postdoc am Sloan Kettering Cancer Center in New York City in den USA und an der Universität Konstanz in Deutschland.
Welche Lehrveranstaltungen werden Sie an der ETH unterrichten?
Das ist noch nicht final entschieden worden, aber ich plane, Lehrveranstaltungen auf dem Gebiet des maschinellen Lernens im Gesundheitswesen und in der medizinischen Informatik zu unterrichten.
Nennen Sie einen interessanten Fakt über Ihre Forschung.
Meine Forschung konzentriert sich auf die Verbindung von Medizin und Informatik. Die Vielzahl der Probleme, die sich im Bereich der Medizinischen Informatik stellen, kann nur durch die Zusammenarbeit von Forschenden aus verschiedenen Bereichen gelöst werden. Wir arbeiten sehr eng mit Ärzten und Biologen zusammen. Mit jedem Projekt erweitern wir unseren Horizont, indem wir etwas Neues und Spannendes über einen bestimmten angewandten Bereich erfahren, zum Beispiel Krebs, Kinderkrankheiten oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Was sind Ihre ersten Eindrücke von der Schweiz und der ETH?
Die ETH ist ein fantastischer Ort, sowohl für Studierende als auch für Professoren. Das Departement Informatik bietet ein extrem starkes Forschungsprogramm, die Studierenden sind ausgezeichnet, und das Forschungsumfeld ist an der ETH einzigartig. Gerade in meinem Forschungsgebiet, der Medizinischen Informatik, ermöglicht die Nähe zu einem führenden Universitätsspital und zur medizinischen Fakultät der Universität Zürich auch geografisch enge Kooperationen. Mein Eindruck von der Schweiz im Allgemeinen ist, dass das Land sehr schön ist. Ich lebe seit einiger Zeit in der Schweiz und habe schon viele Orte gesehen. Die natürliche Schönheit der Alpen liebe und geniesse ich besonders, sowohl im Winter beim Skifahren als auch im Sommer beim Wandern.