Dr. Bennett and Prof. Brassard receive honorary doctorates
Rector Prof. Heidi Wunderli-Allenspach invited all members and friends of ETH Zurich to participate in the 155th ETH Day on November 20. Traditionally, ETH uses this opportunity to celebrate the people who helped it become one of the leading universities in the world. In this spirit, Charles H. Bennett and Gilles Brassard received honorary doctorates last Saturday. Laudator Prof. Friedemann Mattern acknowledged their achievements in the area of quantum computer science. (German)
Laudatio auf Charles H. Bennett
Wir feiern heute Charles H. Bennett als Ehrendoktor der ETH Zürich in Anerkennung seiner herausragenden wissenschaftlichen Leistungen. Er hat zusammen mit Gilles Brassard die Quantenkryptographie entdeckt und durch weitere grundlegende Beiträge ein neues Forschungsgebiet begründet, zu dem sich heute viele neugierige Köpfe zählen.
Charles H. Bennett, von Hause aus Physiker, interessierte sich schon früh in seiner Laufbahn für die Frage, was Information und Physik miteinander verbindet. Für Rolf Landauer, einen seiner akademischen Lehrer, war die Sache klar: Information ist physikalisch. Das leuchtet ein, denn jede Informationsverarbeitung ist letztlich ein Prozess, der in der uns umgebenden physikalischen Welt abläuft. Charles H. Bennett aber drehte den Spiess um und zeigte, dass just Information der Schlüssel zur Lösung eines lange Zeit ungelösten und irritierenden physikalischen Problems ist, und zwar demjenigen des «Maxwellschen Dämonen». Dieses kleine hypothetische «Teufelchen» sortiert nämlich die Moleküle eines Gases ohne den geringsten Aufwand, obwohl dieser Umstand gemäss dem fundamentalen zweiten Hauptsatz der Thermodynamik gar nicht sein dürfte. Die Lösung des Widerspruchs ergab sich durch Bennetts Blick direkt ins Hirn des Dämonen: Hier stapelt sich die Unordnung, die in seiner Umwelt – scheinbar unerklärlicherweise – verschwand.
Über Dr. Charles H. Bennett
Charles H. Bennett ist seit 1972 Forscher am Thomas J. Watson Research Center der Firma IBM in Yorktown Heights, New York. Bennett absolvierte seine akademische Ausbildung in Chemie an der Brandeis University. Im Jahre 1970 promovierte er an der Harvard University mit einer Arbeit zur Molekulardynamik. Von 1984 bis 1986 war er Gastprofessor an der Boston University und von 1986 bis 1987 Gastwissenschaftler am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Seine Forschungsinteressen betreffen die Konsequenzen grundlegender physikalischer Phänomene, vor allem der Quantenphysik, für die Informationsverarbeitung. Charles H. Bennett ist IBM Fellow und Mitglied der IBM Academy of Technology sowie seit 1997 Mitglied der National Academy of Sciences der USA.
Laudatio auf Gilles Brassard
Wir feiern heute Gilles Brassard als Ehrendoktor der ETH Zürich in Anerkennung seiner herausragenden wissenschaftlichen Leistungen. Er hat zusammen mit Charles H. Bennett die Quantenkryptographie entdeckt sowie weitere grundlegende Beiträge geleistet.
Gilles Brassard, von Hause aus Informatiker, war schon in jungen Jahren an Algorithmen interessiert, also systematischen Verfahren, mit denen komplexe Probleme schrittweise gelöst werden können. Sein Hauptinteresse galt dabei Verschlüsselungsverfahren, mit denen Information sicher über einen eigentlich unsicheren Kanal übertragen werden können.
Dem Informationsexperten Gilles Brassard wurde der tiefere Zusammenhang seiner Probleme zur Physik nicht vor jenem sonnigen Tag an der Küste Puerto Ricos bewusst, als ein Fremder - unser Ehrendoktor Charles H. Bennett – vor ihm auftauchte und ihm von der Möglichkeit erzählte, mithilfe der Quantenphysik fälschungssichere Banknoten herzustellen. Was für eine Idee! Gilles Brassard war, im Unterschied zu früheren «Opfern» Bennetts, davon begeistert. Die beiden stiegen damit allerdings nicht in das Bankgeschäft ein, sondern sie fragten sich stattdessen, was für andere Anwendungen diese Idee noch haben könnte – und sie wurden fündig. Und zwar bei just jenen Fragen, mit denen sich Gilles Brassard seit langem beschäftigt hatte: Wie können zwei Personen mittels öffentlicher Konversation auf absolut sichere Weise ein Geheimnis vereinbaren? Falls sich die beiden neben E-Mails auch Lichtteilchen schicken können - dies die Einsicht von Bennett und Brassard –, dann können sie das Geheimnis in diesen so verstecken, dass jeder Eindringling, der es zu lesen trachtet, Spuren hinterlassen muss!
Diese Idee wird heute kurz «BB84» genannt – nach den Initialen ihrer Väter sowie dem Geburtsjahr –, und sie markierte den Beginn eines Forschungszweiges, der ungeahnte Möglichkeiten für die Informationssicherheit eröffnete. Diese Revolution hat bereits in die Praxis durchgeschlagen: Entsprechende Verschlüsselungsgeräte kann man bereits auf dem Markt erwerben. Die Idee kam obendrein genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn nur wenig später erkannte Peter Shor, dass man mit einem sogenannten Quantencomputer – den es allerdings noch nicht auf dem Markt zu kaufen gibt - auch grosse Zahlen schnell in ihre Primfaktoren zerlegen kann. Damit wären die heute im Internet gebräuchlichen Codierungsverfahren gebrochen und alle damit übermittelten Geheimnisse offengelegt – «BB84» aber ist immun dagegen!
Über Prof. Gilles Brassard
Gilles Brassard ist seit 1979 Professor für Informatik an der Université de Montréal, Quebec, Kanada, wo er auch dieses Fach studiert hatte. Im Jahre 1979 erhielt er sein Doktorat von der Cornell University für eine Arbeit über die Theorie von Verschlüsselungssystemen. Gilles Brassards Forschungsinteressen liegen im Bereich der Kryptographie, insbesondere der Quantenkryptographie sowie der Kommunikationskomplexität. Gilles Brassard wurde 2009 für seine Leistungen mit der Gerhard-Herzberg-Goldmedaille für Natur- und Ingenieurwissenschaften ausgezeichnet. Er ist seit 1996 Fellow der Royal Society of Canada sowie seit 2006 Fellow der International Association for Cryptologic Research.